Kürbis-Zierquitten-Marmelade

Mancherorten leuchten im Herbst zwischen dornigem Laub goldgelbe Zierquitten. Es lohnt sich, ein paar davon mitzunehmen und zusammen mit Hokkaidokürbis eine aromatische Marmelade zu kochen.

Auf dem Küchentisch stehen viele Gläser mit leuchtend orangefarbener Kürbis-Zierquitten-Marmelade. Eigentlich war das gar nicht so geplant. Doch hier hatte der Zufall die Hand im Spiel. Obwohl es sonst gar nicht Maudes Art ist, dem Zufall die Küche zu überlassen. Doch gestern ging es nicht anders.

Denn das Regal in ihrem Keller, das sonst immer gut gefüllt mit eingekochter Marmelade ist, ist beinahe leer. Normalerweise reicht die Marmelade, die sie im Sommer eingekocht bis ins darauf folgende Jahr. Vielleicht hatte sie zu oft ihre geliebten Scones mit Marmelade gegessen. Sie erinnert sich nicht mehr. Egal.

Neben einem Glas Kürbis-Zierquitten-Marmeladen liegen Zierquitten und Zimtstangen

Tea Time mit Kürbis-Zierquitten-Marmelade

Gestern hat sie nun ihre Vorräte aufgefüllt und gleich würde Heather zum Tee kommen. Dafür will sie nun noch schnell ein paar Scones backen, zu denen sie ein Glas von der frisch gekochten Kürbis-Zierquitten-Marmelade servieren wird. Clotted Cream gibt es natürlich auch dazu. Sonst wäre es ja keine echte Tea Time. Da ist Maude doch ein wenig eigen.

Während sie den Teig für Scones mit den Fingern knetet, denkt sie noch einmal daran, wie aus dem Marmeladen-Notstand diese glückliche Fügung wurde. Vor ein paar Tagen nämlich hat sie beschlossen, dass das Marmeladen-Regal noch vor dem Winter aufgefüllt werden muss. Denn sonst müsste sie ihre geliebten Scones bald ohne Marmelade und nur mit Clotted Cream essen. Oder schlimmer noch, fertig gekochte Marmelade kaufen. Nein, das ist unvorstellbar!

Aber in der Natur ist es jetzt schwer, genug Früchte dafür zu finden. Hier und da hängen zwar noch Äpfel an den Bäumen oder liegen unter dem Baum im Gras. Doch die kann sie allerhöchstens für ein Apple Crumble gebrauchen. Also bereitet sie sich erst einmal eine Tasse Earl Grey zu, um in Ruhe nachzudenken.

Als sie genüsslich ihren Tee trinkt und den tanzenden rotbraunen Blättern zuschaut, fällt ihr etwas ein. Der neue Teil des Friedhofs wurde schon vor Jahren durch eine Hecke vom alten Teil getrennt. Warum das so ist, hat Maude nie verstanden. Gerüchte sagen, dass man die Toten im neuen Teil vor den Geistern im alten Teil schützen wollte. Doch das ist Mumpitz. Denn die Frau in Grau wurde schon längst erlöst und die jüngst Verstorbenen nehmen wohl keinen Anstoß daran, wenn es dort noch spukt. Da ist Maude sich sicher.

Scheinquittenhecke mit Früchten

Trotzdem wurde eine Hecke dort gepflanzt. Immer im Herbst leuchten zwischen spitzen Stacheln goldgelbe Früchte. Maude ist sich sicher, dass das eine Zierquitte ist. Zusammen mit Zimt könnte sie daraus vielleicht eine gute Marmelade kochen. Zumindest so viel, um damit über den Winter zu kommen. Und dann würde sie weitersehen.

So schnell wie es ihre steifen Gelenke erlauben, zieht sie ihren Mantel an, um einen Spaziergang über den Friedhof zu machen. Als sie zum neuen Teil kommt, leuchten ihr in der Dämmerung bereits die gelben Zierquitten entgegen. Beherzt greift Maude nach der ersten Frucht und sticht sich dabei gehörig in den Finger. „Das wird ein hartes Stück Arbeit werden, um genug Früchte für die Marmelade zu pflücken“, denkt sie. Deutlich behutsamer greift sie ein zweites Mal in die stachelige Hecke. Diesmal gibt die Zierquitte ihre Frucht bereitwillig her. Und dann noch eine und noch eine. Die mitgebrachte Tasche füllt sich schnell. „Das sollte genügen“, meint Maude. Den Rest lässt sie für die Vögel und Würmer hängen. Die brauchen schließlich auch etwas für den Winter.

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Zu Hause in ihrer kleinen Küche sieht sie, dass sich die Vögel schon an einigen Zierquitten gelabt haben. „Ach“, seufzt sie, „jetzt ist es doch nicht genug. Da muss ich doch etwas von Heathers Kürbis in die Marmelade mischen.“ Denn Heather, ihre langjährige Nachbarin, hatte ihr in der Woche zuvor einen Kürbis angeboten. Daraus eine Marmelade zu kochen, konnte Maude sich nicht vorstellen. Kürbis war gut für eine Suppe, ein Relish oder ein Chutney, aber doch nicht für Marmelade!

Gleich am nächsten Morgen klopft Maude dann an Heathers Haustür, um nach dem Kürbis zu fragen. Doch ihre Nachbarin hat dafür schon in Mrs Carter eine dankbare Abnehmerin gefunden. „Geh doch zu Mr O’Donnelly“, sagt Heather, „dort habe ich viele kleine Kürbisse gesehen. Und die leuchten so herrlich orange. Maude, du magst Farben doch so gerne.“

Auf einem Holzbrett lieg ein halbes BRötschen, das mit Butter und Kürbis-Zierquitten-Marmelade bestrichen ist. Im Hintergrund liegen Zierquitten.

Hokkaido-Kürbis für die Marmelade

Und so macht sie sich auf den Weg ins Dorf. Unterwegs grübelt sie darüber nach, was das wohl für Kürbisse sind, die so orange leuchten. Gesehen hatte sie die bestimmt vorher nie. In O’Donnellys Gemüsegeschäft aber fallen ihr die kleinen orangefarbenen Kürbisse sofort ins Auge.

Nachdem sie sich diese von allen Seiten genau angesehen hat, tritt Mr. O’Donnelly neben sie. „Woll’n Se ’nen Kürbis, Mrs Howard?“, fragt er in seiner schnoddrigen Art.
„Was ist das für eine Sorte, Mr O’Donnelly?“, entgegnet Maude.
„Is ’n Hokkaido-Kürbis, Mam. Den brauchen Se nich schälen.“
„Ein Kürbis, den man nicht schälen muss, gibt es nicht“, erwidert Maude steif.
„Is aber so. In Stücke schneiden, kochen, braten oder grillen und die Schale is weich. Geht schnell“, erklärt O’Donnelly.
Einen Momentlang überlegt Maude, ob sie es wagen soll, den für Ihre Zierquitten-Marmelade zu nehmen. Schließlich sagt sie: „Dann suchen Sie mir doch bitte einen Schönen aus. So ungefähr ein Kilo, wenn’s recht ist.“
Während Maude den Kürbis in ihrer Tasche verstaut, fragt O’Donnelly noch: „Ha’m Se ’ne kräftige Bürste, um ’n Kürbis abzuschrubben? Das sollt’n Se machen. Vor dem Kochen, mein ich.“
„Danke für Ihren guten Rat, Mr O’Donnelly. Eine Gemüsebürste habe ich zu Hause“, antwortet Maude verstimmt.

Und das macht Maude dann auch gründlich. So einige Stellen hatte dieser Kürbis ja, doch die blieben auch nach dem Bürsten. Na, hoffentlich wird das was. Ob dieser seltsame Kürbis wohl zu den Zierquitten passt? Maude ist unsicher. Nachdem Kürbis und Zierquitten klein geschnitten sind, gibt sie die Fruchtstücke in ihren alten Kupfertopf*, fügt noch Zucker und Wasser hinzu und lässt alles auf kleiner Flamme köcheln. Eine gute Marmelade braucht Zeit. Das sagte schon ihre Granny. An diese Weisheit hat sich Maude ihr Leben lang gehalten.

Ob Maude die Marmelade gelingt und was bei der Tea Time mit Heather passiert, liest du nach dem Rezept ↓

Rezept: Kürbis-Zierquitten-Marmelade


  Ein Jahreszeitenrezept von Inga Landwehr
Menge 11 Gläser à 140 g
Küche deutsch
Course Marmelade
Besonderes ohne Gelierzucker
Prep Time 30 minutes
Cook Time 1 hour 30 minutes
Wartezeit 3 hours
Total Time 5 hours

Zutaten

für 11 Gläser à 140 ml

  • 1.000 Kg Hokkaido-Kürbis
  • 600 g Zierquitten
  • 400 g Xylit
  • 1 Zimtstange

Vorbereitung

Vorbereitungszeit: 30 Minuten

  1. Kürbis und Zierquitten waschen und Kerngehäuse entfernen.
  2. Beide in kleine Stücke schneiden und schichtweise mit Xylit in einen Konfitüretopf füllen. Über Nacht stehen lassen.
Eine aufgeschnittene Zierquitte liegt neben einem großen Messer auf einem Holzbrett

Zubereitung

Kochzeit: 1,5 Stunden
Wartezeit: 3 Stunden

  1. Den Topf mit ca. 1/2 l Wasser auffüllen und aufkochen. Wenn alles gut erhitzt ist, die Zimtstange zufügen, unterrühren und drei Stunden durchziehen lassen.
  2. Erneut aufkochen, Zimtstange herausnehmen und Früchte pürieren.
  3. Nach Geschmack weiteres Xylit zugeben und so lange kochen, bis die Marmelade geliert. Die Konsistenz am besten mit einer Tellerprobe überprüfen. Dafür wird ein Klacks der Marmelade auf einen Teller gegeben. Verläuft die Marmelade nicht, kann sie in Gläser abgefüllt werden.
  4. In der Zwischenzeit die Gläser in kochend heißem Wasser sterilisieren und so lange im Wasser stehen lassen, bis die Marmelade abgefüllt werden kann.
  5. Trichter auf die Gläser setzen und mit einer Schöpfkelle füllen. Sofort fest verschrauben und auf den Kopf drehen. Nach fünf Minuten die Gläser umdrehen und abkühlen lassen.

Nährwertangaben/Glas

KohlenhydrateEiweißBallaststoffeFett
43,2 g
davon Zucker: 6,2 g
1,5 g2,9 g0,4 g

Das Glukose-Fruktose-Verhältnis beträgt 0,74 : 1.

Meine Praxis-Tipps

  1. Die Kerne der Zierquitten sind giftig. Diese müssen unbedingt vor dem Kochen entfernt werden!
  2. Zierquitten entfalten ihr volles Aroma, wenn sie etwas Frost bekommen haben. Allerdings müssen sie dann nach der Ernte schnell verarbeitet werden. Zierquitten, die noch keinen Frost bekommen haben, können ein bis zwei Wochen gelagert werden.
  3. An einem kühlen und dunklen Ort hält sich die Marmelade mehrere Monate, manchmal sogar viele Jahre.
  4. Geöffnete Gläser im Kühlschrank aufbewahren.

Fortsetzung der Geschichte

Jetzt also steht auf Maudes Küchentisch eine lange Reihe Gläser mit Kürbis-Zierquitten-Marmelade. Und die sehen so aus, als würden sie von innen orange leuchten. Was für eine tolle Farbe! Heather hatte recht: Sie liebt kräftige Farben sehr und dieses Orange gehörte zu ihren Lieblingsfarben. Als Dank für diesen guten Tipp und weil es mal wieder an der Zeit ist, hat sie Heather dann noch schnell zum Nachmittagstee eingeladen. Denn ohne ihre hilfreiche Nachbarin hätte sie jetzt keine aromatische und cremige Kürbis-Zierquitten-Marmelade, die sie im nahenden Winter genießen kann.

Und so sitzen die beiden alten Damen in Maudes gemütlicher Küche, genießen Tee und Scones. Schließlich sagt Maude: „Dieser Mr O’Donnelly kennt sich wirklich gut mit Obst und Gemüse aus. Wenn der doch nur ein bisschen höflicher wäre, dann würde ich dort viel öfters einkaufen.“
„Recht hast du“, pflichtet Heather ihr bei. „Soll ich dir mal was verraten?“ Und dann tuscheln die beiden über den schnoddrigen Mr O’Donnelly und lachen von Herzen. Da macht es gar nichts, dass an diesem Tag kein Sonnenstrahl die roten und gelben Blätter, die durch die Straßen von Carew Hill wirbeln, zum Leuchten bringt.

Viel Spaß beim Marmeladekochen wünscht
Inga,
die Jahreszeitenköchin

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Ein halbes Brötchen mit Kürbis-Zierquitten-Marmelade liegt auf einem runden Holzbrett

Hinter den Kulissen

Die Zierquitten lagen quasi auf dem Weg zum Bäcker. Gestochen habe ich mich beim Pflücken daran nicht, weil ich aus vergangenen Jahren bereits wusste, dass die Stacheln sehr lang, spitz und scharf sind. In den vergangenen Jahren habe ich aus Zierquitten immer eine Marmelade ohne viel Zucker gekocht. Diese ist ideal, um damit Mazarinen füllen. Das süße Marzipan gibt dabei einen prickelnden Geschmackskontrast zu der sehr sauren Marmelade.

Nachdem die Marmelade in Gläsern war, fehlte noch eine schöne Geschichte dazu. Dafür habe ich dann eine weitere Episode aus Maudes Leben in Carew Hill erzählt. Die Figur des Gemüsehändlers O’Donnelly hat mir dann allerdings sehr viel Spaß bereitet. Und da Heather hinter vorgehaltener Hand ein Geheimnis über diesen schnoddrigen Kerl mit den schlechten Manieren offenbart hat, wird es wohl demnächst eine Geschichte geben, in der O’Donnelly die Hauptrolle spielt. Worum es dabei geht? Das wird nicht verraten. Lass dich überraschen.

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Quellen

  • eigenes Rezept
  • eigenes Wissen
  • eigene Erfahrungen
Inga Landwehr
Inga Landwehr

kocht und backt seit 40 Jahren vegetarisch und vegan. Ihre besten Kochrezepte mit frischen Bio- und meistens regionalen Zutaten schreibt sie hier auf. Dabei achtet die zertifizierte Ernährungsberaterin auf gesunde Nahrung. Der Schwerpunkt liegt bei Nahrungsmittelintoleranzen und der Anti-Krebs-Ernährung. Außerdem hat sie ein Faible für schöne Kochbücher und kulinarische Belletristik. Unterstütze mich!