Mini-Pizza mit Lauch und Feta

Pizza mit Lauch ist eher ungewöhnlich, aber dennoch ein Genuss erster Güte an warmen Sommertagen – auch wenn Lauch in der Hildegard-Ernährung zu den Küchengiften gehört.

Zwischen Feldern und Weinbergen führt die Straße den Berg hinauf. Die Mittagssonne scheint gleißend von Himmel. Kaum ein Baum, der Schatten spenden würde. Doch weit ist es nicht mehr. Dann stehe ich endlich in der kühlen Eingangshalle des Klosters. Eine freundliche Schwester begleitet mich zum Gästehaus und zeigt mir mein Zimmer. Auf meine Nachfrage bestätigt die Schwester, dass das Treffen am nächsten Tag zur Terz stattfinden wird, genauso wie verabredet. Dann lässt sie mich allein und wünscht mir einen angenehmen Aufenthalt.

Das einfache Abendessen, das den Gästen serviert wird, nehme ich kaum wahr. Ich bin viel zu aufgeregt, um mich darauf zu konzentrieren. Dabei ist eine bewusst eingenommene Mahlzeit enorm wichtig. Denn in einer entspannten Atmosphäre können Magen und Darm das Essen schneller und leichter verdauen. Zuhause an „normalen“ Tagen beherzige ich das immer und gerne, doch am morgigen Tag steht mir eine wohl einmalige Begegnung bevor. Lange habe ich mich darauf vorbereitet und noch viel länger auf einen Termin warten müssen. Doch nun ist es endlich so weit.

Eine Minipizza mit Lauch und Feta liegt auf einem runden Holzbrett. Im Hintergrund liegt ein Stapel mit Minipizzen

Nach einem Spaziergang in der Abenddämmerung kehre ich in mein einfaches, aber behagliches Zimmer zurück. Auch wenn ich für gewöhnlich kein Abendgebet spreche, so bitte ich vor dem Schlafengehen inständig für einen guten Schlaf. Andernfalls werde ich am nächsten Tag wohl fahrig und unkonzentriert sein oder schlimmer noch, alle meine Fragen vergessen haben. Als ob meine Gebete erhört worden sind, erwache ich ausgeruht und erfrischt. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es nur noch drei Stunden bis dem verabredeten Gespräch sind.

Pünktlich um 9:00 Uhr begleitet mich eine Schwester in das Besucherzimmer. Dort warte ich nur einen kurzen Moment und dann betritt die von mir sehr verehrte Hildegard den Raum. Für einen Moment erscheint mir das Zimmer eine Nuance heller und größer. Aber das ist wohl nur eine Sinnestäuschung. Freundlich fragt mich die fromme Frau, ob ich eine gute Anreise und eine angenehme Nacht gehabt hätte.

Küchengifte nach Hildegard von Bingen

„Was kann ich für dich tun, mein Kind?“, will sie im Anschluss von mir wissen.
„Mich interessieren die Küchengifte. Ist die Definition, die Sie vor vielen Jahrhunderten gemacht haben, immer noch aktuell?“
„Ja, natürlich. Es gibt Lebensmittel, die mehr schaden als nützen und somit Krankheiten auslösen können“, antwortet die heilige Frau.
„Ich weiß, dass Erdbeeren, Heidelbeeren, Pflaumen, Pfirsiche und Lauch zu den Küchengiften gehören. Warum gehört Lauch dazu?“, frage ich.

„Roh gegessen ist er so schlecht und verderblich für den Menschen wie ein giftiges und unnützes Kraut, weil er das Blut und die Fäulnis und die Säfte des Menschen ins Gegenteil verkehrt, sodass das Blut im Menschen durch den Lauch nicht zunimmt und sodass die Fäulnis in ihm nicht vermindert wird und sodass die üblen Säfte in ihm nicht gereinigt werden. Wer den Lauch roh essen will, der beize ihn zuerst in Wein oder in Essig unter der Beigabe von Salz, sodass er im Wein oder im Salz solange liegt, bis er in ihnen so gemäßigt wird, dass er seine schlimmen Kräfte in ihnen verliert. So liege er vom Morgen bis zum Mittag. Und so gemäßigt ist er gut zu essen für die Gesunden“, erklärt mir Hildegard von Bingen.

Eine Minipizza mit Lauch und Feta liegt auf einem runden Holzbrett

Über diese Antwort muss ich einen Moment nachdenken. Immerhin spricht die nur von rohem Lauch. Doch was ist gekochten oder gebackenem Lauch? Ich habe nämlich kürzlich Pizza mit Lauch und Fetakäse gegessen. Die finde ich so lecker, dass ich das Rezept gerne in der Jahreszeitenküche veröffentlichen würde. Ich will deshalb wissen, was sie davon hält.
„Doch wie ist es, wenn Lauch im Ofen gebacken wird? Verehrte Äbtissin, was meint Ihr dazu?“
„Nach meiner Auffassung gehört Lauch in jeder Zubereitungsart zu den Küchengiften. Wenn du, mein Kind, diese Teigfladen aus dem Ofen aber so gerne magst, dann solltest du sie ab und zu essen, wenn du dich kräftig und gesund fühlst. Ich glaube nicht, dass es dir dann schadet“, antwortet mir nach kurzem Überlegen die heilige Hildegard.
„Danke, Ihren Rat werde ich beherzigen“, antworte ich.

„Gibt es sonst noch etwas, das wissen möchtest?“, fragt mich die weise Frau.
„Nein, das war es, was ich unbedingt aus Eurem Munde hören wollte. Ich danke Euch sehr, dass Ihr Zeit für mich gefunden habt“, entgegne ich.
„Dann wünsche ich dir eine gute Heimreise. Gottes Segen.“ Mit diesen Worten verabschiedet sich die Heilige Hildegard von mir.

Als Sie das Zimmer verlässt, scheint es beinahe so, als würde die Sonne hinter einer Wolke verschwinden. Doch auch das ist sicher nur eine Sinnestäuschung.

Voller Dankbarkeit und reich beschenkt gehe ich zurück auf mein Zimmer. Bevor ich die Heimreise antrete, mache ich im Klostergarten noch einen kleinen Spaziergang und sinniere über diese einmalige Begegnung. Ganz sicher werden mich die Gedanken daran noch lange im Alltag begleiten.

Zu Hause angekommen, führt mich mein Weg sogleich in die Küche, damit für euch, meine lieben Leser*innen, dieses leckere REzept für Mini-Pizza mit Lauch aufschreibe.

Rezept: Pizza mit Lauch


  Ein Jahreszeitenrezept von Inga Landwehr
Menge 8 Minipizzen
Küche italienisch
Gericht Pizza
Besonderes günstig
Vorbereitungszeit 45 Minuten
Zubereitungszeit 20 Minuten
Teigruhe 2 Stunden
Gesamtzeit 3 Stunden 5 Minuten

Zutaten

für 8 Minipizzen ø 10 cm

Vorteig

  • 2 EL Dinkelmehl
  • 1 Würfel Hefe (42 g)
  • 1 TL Zucker
  • 6 EL warmes Wasser

Pizzateig und -belag

  • 500 g Dinkelmehl (Typ 630)
  • 200 ml warmes Wasser
  • 4 EL Olivenöl
  • 1/2 TL Salz
  • 150 g Feta-Käse
  • 1 Stange Lauch
Eine Minipizza mit Lauch und Feta liegt auf einem runden Holzbrett

Zubereitung

Zubereitung
Teigruhe: 150 Minuten
Zubereitungszeit: 45 Minuten
Backzeit: 20 Minuten

• Vorteig

Teigruhe: 30 Minuten
Zubereitungszeit: 5 Minuten

  1. In einer Schüssel (nicht zu klein!) Hefe mit Mehl, Zucker und Wasser glatt rühren.
  2. Die Schüssel mit einem Tuch abdecken und an einem zugfreien Ort 30 Minuten gehen lassen. Nach dieser Zeit sollte der Vorteig Blasen schlagen und deutlich aufgegangen sein.

• Pizzateig

Zubereitungszeit: 20 Minuten
Teigruhe: 120 Minuten

  1. Vorteig mit Mehl, Olivenöl, Salz und einem Teil des Wassers zu einem Teig kneten. Nach und nach Wasser zugeben, bis der Teig geschmeidig ist.
  2. Den Teig zu einer Kugel formen und in eine Schüssel legen. Die Schüssel mit einem Tuch abdecken und an einem zugfreien Ort 60 Minuten gehen lassen.
  3. Der Hefeteig sollte jetzt deutlich aufgegangen sein. Auf einer bemehlten Unterlage den Teig noch einmal kneten.
  4. Den Teig zu einer Rolle formen und mit einer Teigkarte acht gleichgroße Stücke abstechen.
  5. Die Stücke zu kleinen Kugeln formen. Auf einer bemehlten Fläche erneut 60 Minuten gehen lassen. Teigkugeln mit einem Tuch abdecken.

• Pizza backen

Zubereitungszeit: 20 Minuten
Backzeit: 20 Minuten

  1. Lauch putzen und in Scheiben schneiden. Feta-Käse in Würfel schneiden.
  2. Die Teigkugeln 5 mm dick ausrollen.
  3. Backofen auf 200 °C vorheizen.
  4. Die ausgerollten Teigstücke auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen.
  5. Teigstücke mit Tomatensugo bestreichen, mit Oregano bestreuen, Lauchscheiben und Fetawürfel darauf verteilen.
  6. Backbleche in den Ofen schieben und Lauch-Pizza ca. 20 Minuten backen.

Nährwertangaben/Minipizza

KohlenhydrateEiweißBallaststoffeFett
46,9 g
davon Zucker: 2,4 g
12,6 g3,4 g9,5 g

Das Glukose-Fruktose-Verhältnis beträgt 0,83 : 1.

Guten Appetit wünscht
Inga,
die Jahreszeitenköchin

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Hinter den Kulissen

Die Begegnung mit Hildegard von Bingen hätte so sein können, wie ich sie beschrieben habe. Hätte. Allerdings ist Hildegard von Bingen bereits vor Jahrhunderten gestorben. Gelebt hat die Benediktinerin von 1098 bis 1179. Somit ist diese kleine Geschichte eine Ausgeburt meiner Fantasie. Das Kloster auf dem Rupertsberg, das Hildegard von Bingen gegründet hat, wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört.

Film "Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen"

Auf der anderen Rheinseite wurde im Jahr 1900 die Abtei St-Hildegard gegründet. Dieses Kloster gilt als Nachfolge des Klosters auf dem Rupertsberg. Die Abtei verfügt über ein Gästehaus, in dem Menschen willkommen sind, die für eine kurze Zeit im „klösterlichen Gebets- und Lebensrhythmus“ mitschwingen möchten oder „wieder neu zu sich selbst und zu Gott zu finden“ wollen.

Wenn du mehr über das Leben von Hildegard von Bingen wissen möchtest, dann empfehle ich dir den Film von Margarethe von Trotta: Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen*

Minipizza mit Lauch und Feta

Das Pizzarezept mit Lauch und Feta ist allerdings in Erinnerung an lange vergangene Tage entstanden. Damals gab bin ich mit Freunden gerne in den „Schwan“ gegangen. Dort gab es eine Pizza mit Lauch, für die ich alles liegen und stehen gelassen hätte. Die wurde natürlich nicht Dinkelmehl gebacken und Feta war auch nicht drauf. Das ist meine Kreation und damit habe ich mir die Enttäuschung erspart, dass meine Pizza eben doch anders schmeckt, als ich sie in Erinnerung habe.

Quellen

Inga Landwehr
Inga Landwehr

kocht und backt seit 40 Jahren vegetarisch und vegan. Ihre besten Kochrezepte mit frischen Bio- und meistens regionalen Zutaten schreibt sie hier auf. Dabei achtet die zertifizierte Ernährungsberaterin auf gesunde Nahrung. Der Schwerpunkt liegt bei Nahrungsmittelintoleranzen und der Anti-Krebs-Ernährung. Außerdem hat sie ein Faible für schöne Kochbücher und kulinarische Belletristik. Unterstütze mich!