Wenn allerortens Mairübchen angeboten werden, ist es Zeit, daraus ein Mairübchen-Curry zu kochen. Zusammen mit Kichererbsen wird daraus ein veganer Schmaus.
Neben einer heißen Tasse Tee liegt die Post auf dem Küchentisch. Die Werbung ist schnell aussortiert und die Rechnungen werden beiseitegelegt. Die wird Maike sich später anschauen. Doch da ist noch ein anderer Brief, adressiert in einer ihr unbekannten Handschrift. Wer ihr diesen Brief wohl geschickt hat? Ungeduldig schlitzt sie den Umschlag auf.
Auf einem einzelnen DIN-A4-Blatt steht ganz oben das Wort „Einladung“. „Das ist ja mal was ganz Neues und irgendwie auch old school“, denkt Maike. „Wer verschickt denn heute noch Einladungen noch per Post?“, fragt sie sich. Also entfaltet sie das Blatt. Es ist eine Einladung zu einem Klassentreffen. Nach dreißig Jahren sollen sich alle wiedersehen und hören, wie es den anderen ergangen ist. Maike schmunzelt. Vermutlich haben sich zwei ihrer alten Mitschüler zufällig irgendwo getroffen und das für eine gute Idee gehalten.
Maikes Gedanken schweifen zurück in die Schulzeit. Irgendwie ist sie froh, dass diese Zeit hinter ihr liegt. Allein der Gedanke an die Lehrer, die sich grob benommen haben, bereitet ihr Unbehagen. Herr Wieser hat gerne mit dem Schlüsselbund geworfen, Frau Peiser, hat immer mit dem Lineal aufs Pult geschlagen und Herr Fürst war bei Klassenarbeiten meistens betrunken. Und die Mitschüler, … naja, dicke Freunde waren sie eigentlich nie. „Mairübchen“ wurde sie immer genannt, weil sie immer so blass aussah und ihr Vorname mit „Mai“ beginnt. Den Namen wurde sie die ganzen Jahre über nicht mehr los. War schon blöd, dass der Stefan zufällig mitgekriegt hat, wie ihre Mutter sie so genannt hat. Ausgerechnet der! Der nutze ja wirklich jede Gelegenheit, um sich über andere lustig zu mache.
Doch auch Kirsten erging es nicht besser. Die fand alles, aber wirklich alles komisch. Deshalb wurde sie „Kichererbse“ genannt. Kirsten fand das zwar auch nicht toll, aber gelacht hat sie trotzdem. Weil sie eben über alles lachen konnte. Auch im Unterricht. Und wenn es Herrn Wieser, den Mathelehrer zu viel war, hat er wieder seinen Schlüsselbund auf ihren Tisch geworfen. Kein Wunder also, dass sie Freundinnen geworden sind. Geteiltes Leid ist halbes Leid, denkt Maike heute darüber.
„Nein, danke, kein Bedarf. Das Klassentreffen können die ohne mich abhalten“, denkt Maike. Ihre Entscheidung steht fest. Später am Tag denkt sie wieder an Kirsten. Wie es ihr wohl jetzt geht? Nachdem Maike zum Studieren nach München gegangen ist, blieb Kirsten in dem kleinen Provinzkaff und machte eine Lehre als Arzthelferin. Zwar blieben sie noch in Kontakt, doch das, was sie einmal verbunden hat, spielte keine Rolle mehr. Schließlich verloren sich aber aus den Augen.
Das Leben nahm seinen Lauf und Maike machte Karriere. Hin und wieder erzählte ihre Mutter von Kirsten, aber das interessierte sie nicht mehr. Was hatte sie denn noch mit Kirsten zu schaffen? Doch seit der Einladung zum Klassentreffen musste sie immer öfter an die Kichererbse denken. Vielleicht sollte sie …
Mairübchen und Kichererbse
Obwohl Maike zunächst beschlossen hatte, nicht zu dem Klassentreffen zu gehen, ändert sie ihre Meinung. Denn Kirsten wollte sie gerne wiedersehen. Mit gemischten Gefühlen betritt sie nun das Hinterzimmer des Primavera. Ihr erster Blick fällt auf Stefan, der wie eh und je mit „seinen Leuten“ zusammen sitzt. „Die alte Clique“, denkt sie sarkastisch. Nichts hatte sich geändert.
Plötzlich hört sie ihren alten Spitznamen: „Mairübchen!“. Eine Frau in Jeans und Blazer kommt auf sie zu. Maike stutzt ein Moment, doch dann erkennt sie ihre alte Freundin.
„Kichererbse!“, ruft sie erfreut. „Schön dich wiederzusehen.“
Als ob sie sich erst gestern gesehen habe, umarmen sie sich.
Maike schaut Kirsten genauer an. „Großartig siehst du aus“, stellt die fest. „Die Brille passt zu dir.“
„Komm, lass uns etwas trinken und über die alten Zeiten schwatzen“, mit diesen Worten zieht Kirsten ihre Schulfreundin an die Bar.
Die alte Vertrautheit ist sofort wieder da und so erzählen sie sich, wie es ihnen ergangen ist.
Vertieft in ihren Erzählungen werden sie plötzlich von einer Stimme unterbrochen: „Hey, Kichererbse und Mairübchen, kommt doch mal her!“
Die beiden drehen sich um und sagen wie aus einem Mund: „Halt’s Maul, Stefan!“ Kirsten fügt noch hinzu: „Seit wann kommt der Knochen zum Hund?“ Danach brechen sie in schallendes Gelächter aus.
Nachdem beide wieder Atem geschöpft haben, fragt Kirsten:
„Was wollte der wohl von uns?“
„Wir werden es nie erfahren, wenn der nicht herkommt. Ist das denn so wichtig, Kirsten?“ entgegnet Maike mit einem breiten Grinsen.
Als der Abend zu Ende geht, fragt Kirsten: „Hast du morgen schon etwas vor, Maike? Ich habe dieses Wochenende sturmfreie Bude. Ich koche etwas für uns.“
„Gerne. Ich bringe den Wein mit. Weißt du schon, was du kochen wirst?“, fragt Maike.
„Was hälts du von einem Mairübchen-Curry mit Kichererbsen?“, antwortet Kirsten.
Maike stutzt einen Moment und schmunzelt: „Wie passend.“
Rezept: Mairübchen-Curry mit Kichererbsen
Zutaten
für 4 Portionen
- 500 Mairübchen-Blätter (entspricht dem Grün von 6 Mairübchen; davon bleiben ca. 300 g übrig)
- 3 g Mairübchen (entspricht 400 g)
- 200 g Karotten (3 – 4 Stück)
- 200 ml ungesüßter Sojadrink
- 100 g getrocknete Kichererbsen
- 20 g Ingwer
- 3 Knoblauchzehen
- 1 rote Zwiebel
- 4 EL Olivenöl
- 2 TL Kurkuma
- 2 TL Paprika
- 1 TL Ajowan
- 1 TL Bockshornkleesamen
- 1 TL Zimt
- 1/2 TL Muskat
- 1/2 TL Koriander
- 1/4 TL Chili
- 1 TL Natron
- Pfeffer
- Kräutersalz
- Cashewkerne als Topping
Zubereitung
Einweichzeit: 12 Stunden
Vorbereitungszeit: 30 Minuten
Zubereitungszeit: 35 Minuten
Vorbereitung
- Kichererbsen 12 Stunden in kaltem Wasser einweichen.
- Eingeweichte Kichererbsen abgießen und mit reichlich Wasser und 1 TL Natron 10 – 15 Minuten kochen. Die Kichererbsen sollen nach dem Kochen bissfest sein. Beiseitestellen.
- Mairübchen-Blätter sehr gründlich waschen, weil diese meistens sehr sandig sind.
- Gelbe und verwelkte Blätter aussortieren. Das sind erfahrungsgemäß ein Drittel der Menge.
- Stiele an den Blättern abschneiden. Anschließend die Blätter kein schneiden.
- Mairübchen und Karotten schälen und in Würfel schneiden.
- Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer schälen und klein schneiden.
Zubereitung
- Öl im Topf erhitzen, Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer darin dünsten, bis die Zwiebeln glasig sind.
- Karotten- und Mairübchen Würfel darin 5 Minuten braten. Mit soviel Wasser ablöschen, dass das Gemüse fast bedeckt ist.
- Alle Gewürze bis auf Salz und Pfeffer hinzufügen. Alles 5 Minuten lassen.
- Nach und nach die Mairübchenblätter hinzufügen. Bei schwacher Hitze köcheln lassen.
- Die Sojadrink hinzufügen und abschmecken. Weiter köcheln lassen, um die Flüssigkeit zu reduzieren.
- Kichererbsen hinzufügen und unterrühren. Anschließend sofort servieren.
Nährwertangaben/Portion
Kohlenhydrate | Eiweiß | Ballaststoffe | Fett |
---|---|---|---|
21,3 g davon Zucker: 9 g | 10,2 g | 11,8 g | 2,5 g |
Das Glukose-Fruktose-Verhältnis beträgt 1,13 : 1.
Meine Praxis-Tipps
- Nachdem ich die Stiele von den Blättern abgeschnitten habe, wasche ich diese erneut, um den restlichen Sand herauszuwaschen.
- Die Kichererbsen sollten unbedingt mit Natron gekocht werden, weil das die Kochzeit um mindestens die Hälfte reduziert und somit Energie spart.
Guten Appetit wünscht
Inga,
die Jahreszeitenköchin
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Hinter den Kulissen
Dieses Mairübchen-Curry ist nicht nur lecker, sondern auch überaus gesund. Es enthält reichlich die Vitamine A, C, E und K. Außerdem sind alle B-Vitamine mit Ausnahme von Vitamin B12 in diesem Gericht vorhanden. Dazu kommen noch die Mineralstoffe Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphor sowie die Spurenelemente Eisen, Zink, Kupfer und Mangan.
Insbesondere für Menschen, die unter einem Eisenmangel leiden, ist dieses Curry eine gute Quelle, um den Eisenmangel auszugleichen. Einen Großteil des Eisengehalts ist den Kichererbsen zu verdanken. Diese steuern etwas die Hälfte der in diesem veganen Curry enthaltenen Proteine bei.
Aufgrund von Kurkuma, Ingwer, Zwiebeln und Knoblauch darf dieses Mairübchen-Curry auf in der Anti-Krebs-Ernährung einen festen Platz einnehmen.
Außerdem ist das Glukose-Fruktose-Verhältnis günstig, sodass Menschen, die an einer Fruktoseintoleranz leiden, dieses gut vertragen sollten.
Quellen
- eigenes Rezept
- eigenes Wissen
- eigene Erfahrungen