Goldenes Gift von Tom Hillenbrand – Xavier-Kieffer-Krimi, Band 7

Ein toter Imker, ausgetauschte Beuten, ein Pariser Start-up und ein Labor in Bremen. Das ist der Stoff, aus dem ein guter Krimi gemacht wird! (Werbung)

Ein toter Imker, der von seinen Bienen zu Tode gestochen wird, ist ein Fall für die Luxemburger Polizei. Sicherlich werden auch die Tageszeitungen darüber berichten, aber ganz sicher ist das nicht Sache eines Kochs. Gäbe es da nicht …

Und genauso ist: Xavier Kieffer hat (oder besser hatte) eine Geschäftsbeziehung zu dem Toten. Dieser nämlich hat das Restaurant von Xavier regelmäßig mit Honig beliefert. Als Gegenleistung hat der Koch dem Imker einen Platz zum Aufstellen einiger Bienenstöcke zur Verfügung gestellt. Ein nachhaltiges Geschäftsmodell, das für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation ist.

Ein Schelm, wer sich dabei Böses denkt. Und doch ist es so. Denn der Imker hat nicht nur seine Bienen im Sinn. Sonst wäre er ganz sicher nicht tot. Und damit nimmt wieder einmal eine spannende Geschichte ihren Lauf.

Der Koch stellt nämlich fest, dass die Bienenstöcke, die eigentlich Beuten genannt werden, gestohlen wurden. Mitten in der Nacht. Das muss man sich mal vorstellen! Damit steht für Xavier Kieffer fest, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Und so wird aus einem ehemaligen Sternekochkoch erneut ein Hobbydetektiv – in diesem Fall nicht so ganz wider Willen wie sonst.

Mein Lieblingskoch begibt sich also auf Spurensuche. Dabei findet er schnell heraus, dass er nicht der Einzige ist, der Interesse an den Beuten des toten Imkers hat. Und damit beginnt ein Wettlauf zwischen ihm und … wenn er das genau gewusst hätte, wäre er bestimmt in seinem Restaurant geblieben und hätte Potage Celestine Vert, Tierteg und Mummentaart serviert.

Doch Xavier wäre nicht der, der er nun einmal ist, und so sammelt er Spuren und folgt diesen konsequent. Dabei steckt er so manche Blessur, äh Bienenstich, ein. Mir hätte das wirklich gereicht. Doch nicht so Xavier. Und dann ist da ja auch noch seine Freundin Valérie, die auch einiges zum Thema beitragen kann.

Eine Gastrokritikerin sucht Goldenes Gift

Valérie Gabin kommt viel herum. Schließlich ist sie Gastronomiekritikerin. Diesmal hat sie ein Auftrag nach Kalifornien geführt. Wie es der Zufall will, beobachtet sie in den Mandelplantagen etwas Seltsames: Mitten in der Nacht werden Beuten mit einem Truck abtransportiert. Am nächsten Morgen stehen diese wieder an Ort und Stelle.

Das lässt Valérie keine Ruhe und so begibt sie sich ebenfalls auf Spurensuche. Dabei schreckt sie nicht vor Einbruch, Diebstahl und Verfolgung zurück – und gerät dabei in eine brenzlige Situation. Ach du meine Güte, wenn das mal gut geht, denke ich beim Lesen.

Als sie ihren Liebsten Xavier in Luxemburg wieder einmal besucht, laufen die Spuren zusammen. Beide ermitteln nun quasi in der gleichen Sache: Valérie ist gepanschtem Honig auf der Spur und Xavier beschäftigen die „Killerbienen“, von denen er mehr als einmal übelst zerstochen wird – der Ärmste!

Doch eigentlich beschäftigt beide die Fragen nach dem Warum, Wieso, Weshalb und überhaupt. Nämlich, was verändert die Honigproduzentinnen so sehr und was geschieht mit deren Produkt? Und mehr noch, wer profitiert davon?

Die Spur führt nach Bremen

In Kalifornien hat Valérie eine Plastikflasche mitgehen lassen. Das Etikett der Flasche gibt ihr den entscheidenden Hinweis darauf, wo sie alle Zutaten für das Fälschen von Honig bekommt: In Merzig, einem beschaulichen Städtchen im Saarland.

Dort beginnt eine atemberaubende Verfolgung erst nach Paris, dann in den Großmarkt Rungis und schließlich nach Bremen zu einem renommierten Honiglabor. Die dort angefertigten Analysen geben ihr schließlich recht: Die eingereichten Proben verdienen den Namen Honig nicht. Es ist vielmehr goldenes Gift, das teuer an die Verbraucher gebracht wird.

Xavier ist indes in Luxemburg dem Geheimnis der stechwütigen Bienen auf die Spur. Mithilfe einer Drohne kommt er diesem gefährlich nahe. Auch diesmal trägt er einige Blessuren davon, glücklicherweise aber keine Bienenstiche. Doch allmählich schwant ihm, wem er da auf der Spur ist … (Ich habe da auch schon einen Verdacht.)

Das Buch Goldenes Gift liegt auf einer Bienenwabe

Ein Honeypot muss her!

Die Frage ist nun nur noch, wie er die Übeltäter aus der Deckung locken kann. Denn die sind überaus clever. Und dass sie etwas zu verbergen haben, ist ja wohl klar. Denn sonst würden sie ihre dunklen Machenschaften nicht zu nachtschlafender Zeit erledigen. Ganz klar, ein Lockmittel muss her!

Was passt da besser als ein Honeypot? Im wahrsten Sinn des Wortes. Xavier zögert also nicht lange und stellt ein paar leere Beuten auf. Danach legt er sich auf die Lauer. Mitten in der Nacht. Im Februar! Bei Schnee und Regen. Also nee, Xavier, lass das doch lieber Kommissarin Lobato erledigen.

Als ob sie meine Gedanken gehört hätte, erscheint die flotte Kommissarin auf Ihrer Ducati mit Valérie auf dem Sozius. Kaum sind beide angekommen, kommt es zum großen Showdown. Bleikugeln fliegen umher wie in einem Western, Faustschläge werden ausgeteilt und Menschen rutschen Hänge hinab. Mit anderen Worten: Es geht drunter und drüber.

Und weil ja alles mitten in der Nacht und im Wald passiert, sehe ich nichts. Einzig die Geräuschkulisse lässt mich hoffen, dass mein geliebter Koch und und seine Herzensdame heil aus der Sache rauskommen.


Weitere kulinarische Krimis mit Xavier Kieffer


Mein Fazit über „Goldenes Gift“

In allen vorgehenden kulinarischen Krimis war es immer Xavier Kieffer, der wider Willen zum Detektiv geworden ist. Valérie wurde zwangsläufig immer mit hineingezogen. Bei „Goldenes Gift“ ist es anders. Valérie wird auch zur Ermittlerin und spielt eine eigenständige Rolle für die Handlung.

Dadurch ergeben sich zwei unabhängige Erzählstränge, die sich kapitelweise abwechseln. Das hat mir gut gefallen. Gleichzeitig habe ich mich am Anfang des Krimis aber auch gefragt, worauf das hinauslaufen wird und wie das zusammenhängt. Zwischendrin hatte ich einen Verdacht, der sich am Ende dann doch nicht bestätigt hat.

In den vorhergehenden Bänden aus dieser Reihe habe ich immer mit Xavier Kieffer mitgefiebert, wenn eine Situation heikel wurde. Bei diesem Band gehörten meine Sympathien eindeutig Valérie. Ich habe mitgefühlt, als sie in die verschlossene Scheune eingebrochen ist – hoffentlich wird sie nicht eingesperrt, war mein spontaner Gedanke. Oder als sie im Rungis auf der Flucht vor den asiatischen Schlägertypen war. Uih, da habe ich richtig mitgefiebert. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn sie Valérie erwischt hätten …

Unterhaltsam und gut recherchiert

Tom Hillenbrand hat mit „Goldenes Gift“ wieder einmal ein Thema gut recherchiert. Mich begeistert es immer wieder, dass er scheinbar komplexe Themen in eine so einfache und unterhaltsame Form bringen kann. Das motiviert mich jedes Mal, mehr darüber zu erfahren.

Doch über Honig wusste ich bereits einiges. Neu war für mich indes, wie Honig gepanscht wird. Da bin ich sehr froh, dass in meiner Nachbarschaft eine gewissenhafte Imkerin ist, von der ich meinen Honig beziehe. Obwohl … kann ich mir da wirklich sicher sein?

Wenn du jetzt mehr über Honig erfahren möchtest, lege ich den Film „More than Honey*“ sehr ans Herz.

Fun Fact über …

– Honiganalysen

Trotz meiner Begeisterung für den neuen Xavier-Kieffer-Krimi bin ich beim Lesen immer wieder über die Namensgebung für das Bremer Honiglabor gestolpert. Weil ich es genau wissen wollte, habe ich recherchiert.

Vorweg, der Name „Hoffmann Research Group“ ist aus rechtlichen Gründen frei erfunden. Dennoch habe ich im Internet mehrere Webseiten mit diesem Namen entdeckt. Keine hat etwas mit Honiganalyse zu tun. Auch das in Bremen ansässige Labor Hofmann nicht.

Ein weiterer Punkt, der mich irritiert hat, ist, dass Valérie von Paris nach Bremen fährt, um eine Honigprobe untersuchen zu lassen. Ich konnte mir nämlich nicht vorstellen, dass es in Frankreich kein Labor gibt, dass Honig analysiert.

Und doch ist es so. In Bremen gibt es drei Labore, die auf Honig spezialisiert sind. Dorthin werden Honigproben aus der ganzen Welt geschickt. Das hat mir ein Lebensmittelchemiker aus einem der drei Labore erzählt. Bremen ist unbestritten das Zentrum für Honiganalysen! (Als Bremerin macht mich das sehr stolz.)

Warum das so ist, wollte ich auch wissen. Zum einen gab es in Bremen schon immer Labore, die sich gut mit Honig auskannten. Durch Laborzusammenschlüsse sind diese Teil von weltweit tätigen Großlaboren mit mehreren 10.000 Mitarbeitern geworden. Die Honiguntersuchung aber ist immer in Bremen geblieben.

Mit speziellen Chromatographen ist es relativ einfach festzustellen, aus welcher Pflanzenart der Honig hauptsächlich besteht. Auch Ersatzzucker, wie z. B. Reissirup ist einfach nachzuweisen. Der Nachweis der im Buch erwähnten Allpass-Zucker ist dagegen etwas aufwendiger. Eine Analyse kann dann schon mal fünf Tage dauern.

Nachdem ich etwas aus dem Inhalt von „Goldenes Gift“ erzählt habe, hat mir der Lebensmittelchemiker bestätigt, dass Tom Hillenbrand das Thema Honiganalyse sehr gut recherchiert hat. Eine Qualität, die ich in allen bisher erschienen kulinarischen Krimis zu schätzen gelernt habe.

– das „Deux Eglises“

Erstmalig wird in diesem Buch die persönliche eMail-Adresse von Xavier niedergeschrieben. Wie gesagt, ich will es ja immer sehr genau wissen. Also, die URL von Xavier Kieffers Restaurant, dem Deux Eglises gibt es und führt zu einer Webseite. Auch auf meine eMail, die ich an Xavier geschrieben habe, bekam ich eine Antwort. Nur einen Tisch konnte ich dort nicht reservieren.

– den „Gabin“

Valérie, Xaviers langjährige Freundin, war Herausgeberin des Gastrokritikers Gabin. Selbstverständlich hat der Verlag eine Webseite. Die passende URL (gabin.com) wird ebenfalls im Lauf der Handlung genannt. Leider erscheint dort nur eine leere Seite. Wir dürfen gespannt sein, ob sich das eines Tages ändern wird.

Zum Schluss möchte ich noch bei Tom Hillenbrand bedanken, dass er so schöne Worte für meine Heimatstadt gefunden hat. Herzlichen Dank!

Und dir, meine liebe Leser*in wünsche ich nun gute Unterhaltung mit dieser spannenden Lektüre.

Herzlichst
Inga,
die Jahreszeitenköchin

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Verlagsangaben

Buchcover von Goldenes Gift von Tom Hillenbrand
Goldenes Gift
Bild von KiWi

Tom Hillenbrand: Goldenes Gift

Ein kulinarischer Krimi – Xavier Kieffer emittelt – Band 7

KiWi
480 Seiten
ISBN: 978-3-462-05464-4
erschienen am 4. November 2021

Bildnachweis

Bienenwabe im Hintergrund des Titelbild: PollyDot by Pixabay
Buchcover: Kiepenheuer & Witsch

Quellen

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Ich versichere, dass ich diese Buchbesprechung aus eigener Motivation geschrieben habe. Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar beim Verlag angefordert. Es wurde mir kostenfrei zugesandt. Ein Honorar wurde für diese Buchbesprechung weder vereinbart noch gezahlt.

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