Wenn Pfannkuchen süchtig machen können, dann sind es diese Bärlauch-Pfannkuchen. Leckeres saisonales und vegetarisches Gericht.
Glücklich und zufrieden lehnt Maude sich in ihrem gepolsterten Lehnstuhl zurück. Das war ja mal wieder ein ausgesprochen leckeres Essen. Und wie immer hatte sie von den Bärlauch-Pfannkuchen zu viel gegessen. Das geht ihr immer so. Dann ist ihr Appetit größer als der Magen. „Ach, was solls“, denkt Maude sich im Stillen. Die Bärlauchsaison ist sowieso bald zu Ende. Denn der Mai ist nicht mehr lange hin. Vielleicht noch zwei, drei Wochen wird sie dieses aromatische Geschenk der Natur genießen können. Das ist zwar schade, doch im nächsten März werden wieder die ersten zarten Bärlauch-Blätter ihren Weg zwischen vertrocknetem Buchenlaub zum Tageslicht finden.
So in Gedanken versunken denkt sie darüber nach, wie sie Bärlauch wohl für die nächste Mahlzeit zubereiten könnte. Denn heute hatte sie die Bärlauch-Pfannkuchen mit Champignons zubereitet. Das war zwar etwas aufwendiger, weil sie in ihrer kleinen Küche nur eine Pfanne hat, lohnt sich aber. Zuerst hat sie Pfannkuchen gebacken, auf einem vorgewärmten Teller mit einem großen Topfdeckel zugedeckt und zur Seite gestellt. Danach hat sie in derselben Pfanne die Champignons in Olivenöl gebraten, mit Sahne abgelöscht und etwas einkochen lassen. In einer Schüssel stellt sie die fertigen Champignons neben den Herd.
In die ausgewischte Pfanne legt sie nun einen Pfannkuchen. Darauf streut sie geriebenen Käse, verteilt auf einer Pfannkuchenhälfte die gebratenen Champignons, klappt den Pfannkuchen zu und erwärmt den noch einmal kurz auf kleiner Flamme, damit der Käse zerläuft. Fertig ist der erste Bärlauch-Pfannkuchen. Genauso schnell sind auch die anderen zubereitet. Und nun sitzt Maude also am Küchentisch und fühlt sich richtig satt.
Es ist schon ein großes Glück für Maude, dass sie keinen Bärlauch kaufen muss. Den könnte sie sich sonst nicht so oft von ihrer kleinen Rente leisten. So aber muss sie nur einen kurzen Spaziergang über den Friedhof machen. Im alten Teil, dort, wo mit efeubewachsene Buchen, hohe Tannen und Eiben Schatten spenden, wächst Bärlauch in Hülle und Fülle. Dort steht auch eine Bank, auf die sie sich gerne setz, um eine Pause zu machen. Dann schaut sie über die alten verwitterten Steine, deren Inschrift fast nicht mehr zu lesen ist und denkt an früher.
Damals wurden allerlei mysteriöse Geschichten über den alten Friedhof erzählt. In Vollmondnächten wollten einige Dorfbewohner eine junge Frau in Grau gesehen haben. Hinter vorgehaltener Hand wurde sogar erzählt, dass die graue Frau auf den Gräbern tanzen würde. Ein anderes Mal wurde gesagt, dass die Geister-Frau blutrote Tränen geweint hat.
Über solche Dinge wurde gerne im Dorfladen getratscht. Wenn die kleine Maude mit Ihrer Mutter zum Einkaufen dort war, hörte auch sie diese Geschichten. Das hat sie immer so sehr gegruselt, dass sie sich an ihre Mutter drückte und und ihre Hand ganz fest hielt.
Heute ist Maude alt und grau. Doch die Erzählungen von der Frau in Grau haben sie nie in Ruhe gelassen. Schließlich hatten nicht nur die Dorfbewohner davon gesprochen, sondern auch Grandpa und Granny. Und die wollten es schon von ihren Großeltern gehört haben. Konnten die Geschichte vielleicht doch wahr sein?
Später, als Maude Küsterin in der nahe gelegenen St.-Marys-Church wurde, besuchte sie den Friedhof häufig. Immer auf der Suche nach Spuren von der Geister-Frau. Gefunden hat sie nie welche. Doch eines Nachts, als der Mond gerade voll ist, nimmt sie sich ein Herz und besucht den Friedhof. Sie setz sich still auf die Bank, auf der sie auch heute immer wieder sitzt und wartet. Wie aus dem Nichts erscheint ein heller Nebel. Zuerst traut sie ihren Augen nicht. Doch dann sieht sie, wie aus dem Nebel eine Frau heraustritt. Die Frau ist in einem altmodischen grauen Kleid gewandet. Sie geht langsam von Grab zu Grab, fährt mit linken Hand über die Grabsteine und verschwindet dann genauso schnell wieder, wie sie gekommen ist. Hat Maude geträumt oder war da wirklich die Frau in Grau, von der sie in Kindertagen schon so viel gehört hatte?
Vier Wochen später geht Maude erneut auf den Friedhof. Wieder sitzt sie still auf der Bank und wartet. Und wieder erscheint die Frau in Grau. Das war kein Traum oder eine Sinnestäuschung. Da war Maude sich sicher. Am nächsten Tag sucht sie das Gespräch mit Pfarrer Worsley. Sie erzählt von ihrer Beobachtung und rechnet damit, dass der Pfarrer alles mit einer Handbewegung beiseite wischen würde. Stattdessen aber sagt er, dass er in einer schlaflosen Nacht auch schon die Geister-Frau gesehen hatte. Auch er hatte geglaubt, dass es nur eine Sinnestäuschung gewesen sei. So aber mussten die Geschichten, von denen auch er bereits gehört hatte, einen wahren Kern haben. Doch wo sollten sie anfangen, danach zu suchen?
Schließlich schauen Maude und Pfarrer Worsley in den Kirchenbüchern nach, wie alt der Friedhof bereits ist. Nach stundenlangem Suchen stoßen sie auf einen uralten Lageplan aus dem frühen 18. Jahrhundert. Auf der Karte sind sieben Gräber verzeichnet. Im dazugehörigen Kirchenbuch lesen sie die Namen der Verstorbenen, deren Grabsteine noch immer dort stehen. In dem alten Buch lesen sie auch Geburts- und Sterbedaten der Menschen, die dort beigesetzt wurden. Doch keine der sieben Verstorbenen war eine junge Frau. In vier Gräbern liegen Ehepaare, die sehr betagt waren, als sie das Zeitliche segneten. In den drei anderen Gräbern liegen nur Männer. Wo also kommt die junge Frau in Grau her? Das gibt ihnen Rätsel auf.
Schließlich beschließt Maude, das National Archive in London zu besuchen. Dort will sie in den Gazetten aus dem 18. Jahrhundert stöbern. Vielleicht findet sie ja eine kleine Meldung über eine junge verstorbene Frau aus Carew Hill. Voller Elan macht sie sich an die Arbeit. Doch nachdem sie tagelang und erfolglos Mikrofilme gelesen hat, denkt Maude: „Das hat keinen Zweck mehr. Ich verschwende hier meine Zeit.“ Ihre Augen brennen, sie ist müde und sie sehnt sich nach ihrem kleinen beschaulichen Dorf.
Ob Maude doch noch etwas im Archiv findet, liest du nach dem Rezept ↓
Rezept: Bärlauch-Pfannkuchen
Zutaten
für 4 Bärlauch-Pfannkuchen
• für die Bärlauch-Pfannkuchen
- 150 g Dinkelmehl
- 30 g gemahlene Haselnüsse
- 20 Blätter frischer Bärlauch
- 300 ml Milch
- 1 Ei
- Kräutersalz
- Pfeffer
- Butter
• für die Champignons
- 400 g Champignons
- 100 ml Sahne
- 60 g geriebener Gouda
- Olivenöl
- 1/2 TL Paprika
- Kräutersalz
- Pfeffer
Vorbereitung
Zubereitungszeit: 15 Minuten
- Bärlauch waschen, mit einem Handtuch trocken tupfen und fein hacken.
- Champignons putzen und in Scheiben schneiden.
Zubereitung
Zubereitungszeit: 25 Minuten
- Aus dem gehackten Bärlauch, Dinkelmehl, Ei, Haselnüssen und den Gewürzen einen glatten Pfannkuchenteig rühren.
- Champignons in heißem Olivenöl dünsten, mit Sahne ablöschen, würzen und anschließend etwas einkochen lassen. Beiseitestellen.
- Butter in einer Pfanne zerlassen, den Teig hineingeben und Pfannkuchen daraus backen.
- Pfannkuchen mit geriebenem Käse bestreuen und auf eine Hälfte des Pfannkuchens Champignons verteilen. Anschließend zusammenklappen.
- Bärlauch-Pfannkuchen auf Tellern anrichten und sofort servieren.
Nährwertangaben/Portion
Kohlenhydrate | Eiweiß | Ballaststoffe | Fett |
---|---|---|---|
31,5 g davon Zucker: 5,5 g | 17 g | 4 g | 25,2 g |
Das Glukose-Fruktose-Verhältnis beträgt 2,63 : 1.
Fortsetzung der Geschichte
Doch dann plötzlich springt ihr eine Anzeige ins Auge. Eine Frau aus ihrem Dorf wurde von dem ehrenwerten Kaufmann Edward Williams gesucht. Demnach fuhr seine Gattin wohl eine Woche zuvor zu ihrer Schwester und kam nie zurück. Das ist die Frau in Grau! Da ist Maude sich sicher. Ganz aufgeregt ruft sie sofort Pfarrer Worsley an. Ob dieser wohl schnell in den Kirchenbüchern nachschauen könnte, ob es eine Familie Wiliams im Dorf gegeben habe? Eine halbe Stunde später meldet sich der Pfarrer. Er hatte eine Familie Williams gefunden, die im 18. Jahrhundert, als der Friedhof angelegt wurde, in Carew Hill gelebt hatte. Die sieben Kinder der Williams wurden alle in dieser Kirche getauft. Auch gab es zwei Eheschließungen. Jedoch war nur die Beerdigung von einer Ehefrau verzeichnet, – lange nachdem der ehrenwerte Edward verstorben war.
Zurück in Carew Hill beratschlagen Pfarrer Worsley und Maude bei einer Tasse Tee und Scones, was sie mit diesen neu gewonnenen Erkenntnissen anfangen sollen. Doch beide sind sich sicher, dass der Tod der ersten Frau Williams vertuscht worden ist. Und sie stellen die Überlegung an, dass es in einem Grab wohl die Gebeine von zwei Menschen geben muss. Es juckt ihnen in den Fingern, die Gräber zu öffnen. Doch das geht natürlich nicht, weil es die Totenruhe stören würde. Eine richterliche Anordnung würden sie dafür auch nie bekommen. Deshalb ruft der Pfarrer kurzerhand den Erzbischof an. Dieser hört sich diese fantastische Geschichte an, überlegt ein wenig und schlägt die Durchführung eines Exorzismus vor, damit die Seele der Frau in Grau für alle Ewigkeit ihre Ruhe findet. Ein paar Wochen später wird die heilige Zeremonie dann in aller Würde im alten Teil des Friedhofs vollzogen.
Maude aber sitzt in der kommenden Vollmondnacht wieder auf der Bank des alten Friedhofs. Der Mond bescheint die Gräber taghell. Alles ist klar und deutlich zu sehen. Und Maude wartete auf den weißen Nebel, aus dem die Frau in Grau treten würde. Doch sie wartet vergebens. Stattdessen aber fällt ihr im kommenden Frühjahr ein durchdringender Knoblauchgeruch auf, als sie wieder einmal auf der Bank sitzt. Bei genauem Hinschauen sieht sie die spitzen Blätter des Bärlauchs, der sich im Schatten der hohen Bäume ausbreitet. War das ein Zeichen von der jungen Frau in Grau? Sie wusste es nicht. Und es war auch egal. Fortan aber bereichert dieses vitaminreiche Kraut von März bis Mai ihren Speiseplan.
Mit einem tiefen Seufzer wird Maude wach. Sie muss eingedöst sein. Wovon hatte sie da gerade eben geträumt? Nein, das war kein Traum. Alles war genauso. Über vierzig Jahre war das jetzt her. Sie erinnert sich noch gerne an diese aufregende Zeit in ihrem sonst so beschaulichen Leben.
Guten Appetit beim Genuss dieser leckeren Bärlauch-Pfannkuchen wünscht
Inga,
die Jahreszeitenköchin
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Hinter den Kulissen
Während eines Aufenthalts in Wales habe ich verzauberte Orte besucht und interessante Menschen getroffen, die viele fantastische Geschichten erzählt haben. Ob darunter auch eine Erzählung über eine verschwundene Frau war, darüber schweige ich mich aus. Allerdings haben mich diese Geschichten zu meiner Bärlauch-Pfannkuchen-Gechichte inspiriert.
Was nun den Exorzismus angeht, der in meiner Geschichte auf den Friedhof durchgeführt wurde, so kann ich versichern, dass dieser rein gar nichts mit den Praktiken aus dem Horrorfilm „der Exorzist“, der in den 1970er Jahren produziert wurde, gemein hat. Wie dieses heilige Ritual aber genau durchgeführt wurde, überlasse ich deiner Fantasie.
Wenn du ebenfalls zu den glücklichen Menschen gehörst, die Bärlauch selber pflücken können, dann achte darauf, dass du diesen nicht mit Maiglöckchen oder Herbstzeitlosen verwechselst. Denn diese Pflanzen sind extrem giftig! Der Verzehr kann tödlich sein!
Bärlauch hat jedoch eindeutige Erkennungszeichen:
- wächst von März bis Mai
- riecht nach Knoblauch
- Blätter pfeilförmig
- Blattadern parallel zur Blattkante
- Blätter komme einzeln aus dem Boden
- Blattoberseite glänzend, Blattunterseite matt
- Stilform ist dreieckig
- Blüten sternförmig
Solltest du dir nicht sicher sein, dann frag eine fachkundige Person oder lass die Finger davon!!!
Quellen
- eigenes Rezept
- eigenes Wissen
- eigene Erfahrungen