Marokkanische Karottensuppe

Essen ist die schönste Art des Reisens. Denn diese Suppe verführt zum Träumen – von duftenden Orangenbäumen, schattigen Innenhöfen und Essen aus der Tajine.

Wenn im Frühling die Abende kühl sind, wärmt diese marokkanische Karottensuppe von innen. Dank der einzigartigen Gewürzmischung Ras-el-Hanout wird aus nur drei Zutaten eine kulinarische Reise nach Nordafrika. Doch Vorsicht, Tagträume können sich als unerwartete Nebenwirkung einstellen.

Es wird Frühling. Das ist so schön! Morgens zwitschern schon die ersten Vögel und die Narzissen blühen in leuchtenden Farben. Vor allem aber scheint die Sonne viel öfters und schickt ihre warmen Strahlen auf die Erde. Trotzdem sind die Abende und Nächte immer noch kühl. Ohne Heizung erfrieren mir beim Häkeln die Finger.

Deshalb achte ich bei meinen Mahlzeiten auf Gerichte, die den Bauch wärmen. Denn diese Wärme breitet sich im ganzen Körper aus. Suppen gehören dazu. Für meinen Blog habe ich schon diverse Suppenrezepte aufgeschrieben. Fenchel, Kartoffeln, Pastinaken und Karotten gehören zu meinen liebsten Suppenzutaten. Und heute gesellt sich eine marokkanische Karottensuppe dazu.

Gleichzeitig ist die marokkanische Karottensuppe das zehnte Suppenrezept, das es in der Jahreszeitenküche gibt. Das zehnte Rezept kommt mit nur wenigen Zutaten aus und ist einfach zu kochen. Ich nenne sie „Marokkanische Karottensuppe“. Den Namen hat sie bekommen, weil die Gewürzmischung Ras-el-Hanout das wichtigste Gewürz für diese Karottensuppe ist.

Auf einem Messingtablett liegen eine Zitrone und ein Stück Lavashbrot Daneben steht eine Schale mit marokkanischer Karottensuppe.

Ras-el-Hanout

Gewürzmischungen, abgesehen von „Kräuter der Provence“, Curry und der Griechenkleemischung haben in meiner Küche keinen festen Platz. Ich stimme den Geschmack meiner Gerichte lieber mit Einzelgewürzen ab. Doch bei dieser Suppe mache ich eine Ausnahme, weil ich die Karottensuppe nach einem Rezept von Zorra koche.

Ich muss sagen, dass Ras-el-Hanout perfekt zum süßen Aroma der Karotten passt. Die vielen exotischen Gewürze sind perfekt abgemischt. Das hat mich nicht nur überzeugt, sondern auch neugierig gemacht. Deshalb will ich mehr über diese schmackhafte Mischung wissen.

Auf der Tüte, die ich im Bioladen gekauft habe, werden diese 17 Einzelgewürze aufgeführt:

Koriander, Bockshornklee, Paprika, Kurkuma, Kreuzkümmel,
Zimt, Pfeffer, Anis, Nelken, Ingwer, Knoblauch, Chili, Sternanis,
Lavendelblüten, Rosenblüten, Muskatnuss, Kardamom

Mit jedem einzelnen Gewürz koche ich immer mal wieder. Koriander, Kreuzkümmel, Pfeffer, Sternanis und Zimt haben sowieso einen festen Platz in meiner Küche.

Auf Wikipedia lese ich, dass das Wort „Ras-el-Hanout“ „Kopf des Ladens“ heißt. Bei dem Namen assoziiere ich sofort, dass sich hier alle köstlichen Gewürze, die der Händler feil zu bieten hat, zu einem einzigen vermischen. Vermutlich hat jeder Händler sein eigenes wohlgehütetes Rezept, sodass Ras-el-Hanout immer wieder anders schmeckt. Ich stelle mir vor, dass es Mischungen gibt, in denen die süßlichen Aromen von Zimt und Anis oder die scharfen von Chili und Ingwer überwiegen.

Außerdem lerne ich, dass diese Gewürzmischung ein fester Bestandteil der maghrebinischen Küche ist. Maghreb, das ist der nordwestliche Teil von Afrika. Dazu gehören Tunesien, Marokko, Algerien und Westsahara.

In Gedanken tauche ich ein in die farbenfrohe und nach Gewürzen duftende Welt Nordafrikas. Und schon habe ich ein Bild vor meinem geistigen Auge:

Eine Tajine mit Gemüse gart auf einem Holzkohlenfeuer.

Also bummle ich über Basare, werde von Händlern zum Kaufen animiert, probiere hier und dort, feilsche um Preis und kaufen schließlich die Zutaten für ein Abendessen mit Freunden.

In einem stillen, kühlen Innenhof plätschert ein Springbrunnen. Für die Beleuchtung sorgen gehämmerte Metalllaternen mit buntem Glas, die zwischen Palmen und Orangenbäumen aufgehängt sind. Unter einem bunten Baldachin in der Mitte des Hofs ist ein Tisch für viele Freunde gedeckt. Denn auf einem Bett aus glimmender Holzkohle steht bereits die Tajine, das typische Tongefäß der Region. Darin gart ein wunderbares Essen aus frischem Gemüse und Couscous. Alles ist hervorragend gewürzt und mit Ras-el-Hanout verfeinert.

Die Freunde kommen zur rechten Zeit. Wir sitzen um den großen Tisch. In der Mitte steht die Tajine umringt von Schüsseln mit Salat, Käse, Oliven und Hummus. Jeder nimmt sich, was und so viel er mag. Wir reden und essen und lachen. Nach dem Essen genießen wir einen erfrischenden Minztee, der in der noch warmen Glut der Holzkohle langsam gekocht wurde. Der Abend geht zu Ende. Die überwältigende Vielfalt der Aromen aber bleibt.

Mein Tagtraum verblasst und die sinnlichen Eindrücke verflüchtigen sich. Jäh kehre ich zurück in ein kaltes Breme – der Frühling lässt noch ein wenig auf sich warten. Deshalb gehe ich in die Küche, um Suppe zu kochen. Hier ist das

Rezept: Marokkanische Karottensuppe


  Ein Jahreszeitenrezept von Inga Landwehr
Menge 2 Portionen
Küche afrikanisch
Gericht Suppe
Besonderes günstig, Low Carb
Vorbereitungszeit 10 Minuten
Zubereitungszeit 35 Minuten
Gesamtzeit 45 Minuten

Zutaten

für 2 Portionen

  • 300 g Karotten
  • 2 Knoblauchzehen
  • 1 kleine Zwiebel
  • 2 EL Olivenöl
  • 1 TL Ras-el-Hanout
  • 1 Spritzer Zitronensaft
  • Salz
  • Pfeffer
  • 1 Becher Natur-Joghurt nach griechischer Art

Zubereitung

Vorbereitungszeit: 10 Minuten
Kochzeit: 35 Minuten

  1. Karotten, Zwiebeln und Knoblauchzehen schälen. Karotten und Zwiebeln in 1/2 cm dicke Scheiben schneiden.
  2. Karotten und Knoblauch in eine ofenfeste Form geben. Mit Olivenöl, Salz und Pfeffer mischen.
  3. Bei 200 °C 30 – 40 Minuten im Backofen rösten.
  4. Nach 15 Minuten die Zwiebelscheiben dazugeben und mit dem Gemüse mischen.
  5. Geröstete Karotten in einen Topf geben und mit Wasser aufgießen. Mit dem Pürierstab zerkleinern, sodass eine sämige Suppe entsteht. Sollte die Suppe zu fest sein, kann weiteres Wasser zugegeben werden.
  6. Mit Ras-el-Hanout und Zitronensaft abschmecken. Je nach Geschmack noch Salz und Pfeffer zugeben.
  7. Zum Servieren einen Löffel Naturjoghurt in die marokkanische Karottensuppe geben.

Nährwertangaben/Portion

KohlenhydrateEiweißBallaststoffeFett
26,5 g
davon Zucker: 21,5 g
7,5 g6 g27 g

Das Glukose-Fruktose-Verhältnis beträgt 0,99 : 1.

Meine Praxis-Tipps

  1. Wenn du magst, nimm gerne mehr als einen Spritzer Zitronensaft. Ich finde, dass die Zitrone das tolle Aroma der marokkanischen Karottensuppe perfekt abrundet. Außerdem ist die feine Zitronensäure ein angenehmes Gegenwicht zur Süße der Karotten.
  2. In der veganen Variante ohne Joghurt schmeckt die Karottensuppe ebenfalls sehr lecker. Ich habe bei der zweiten Portion darauf verzichtet und nichts vermisst.
  3. Zu dieser Karottensuppe esse ich gerne selbst gebackenes Lavashbrot oder Baguette.

Guten Appetit und viel Spaß beim Nachkochen wünscht
Inga,
die Jahreszeitenköchin

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„Koch mein Rezept“

Schon zum vierten Mal nehme ich an der Aktion „Koch mein Rezept“ von Volker Graubaum teil. Diese Aktion zeichnet sich dadurch aus, dass das Los darüber entscheidet, von welchem Foodblog ein Rezept nachgekocht werden darf. Deshalb ist es jedes Mal wieder eine Überraschung, welcher Blog mir zugelost wird und ob ich ein leckeres Rezept finde, das zu meiner Jahreszeitenküche passt.

Denn dass ich ein passendes Rezept finde, ist nie garantiert. Die Foodblogs, die an der Aktion teilnehmen, bieten eine Fülle an Rezepten an. Doch diese sind nicht nur vegetarisch oder vegan. Das schränkt die Auswahl für mich ein wenig ein. Finde ich aber ein leckeres Gericht, ist meine Freude um größer.

So ging es mir gleich beim ersten Mal, als mir Kathas Blog zugelost wurde. Ihre Rezepte sind alle vegetarisch. Ich habe mich für die gefüllten Zucchini – eine sehr gute Wahl! (Kathas Blog gibt es leider nicht mehr) Danach habe ich Evchens Rote-Bete-Quiche nachgebacken und kürzlich dann Tinas Rosenkohl-Quiche. Dieses Quicherezept ist eine echte Bereicherung, die mich zu mehr inspiriert hat.

Jetzt also fiel das Los auf 1 x umrühren bitte aka Kochtopf, von dem ich mir ein Rezept aussuchen durfte. Zorras Blog war mir vorher schon in diversen Kochgruppen auf Facebook aufgefallen. Geschaut habe ich dort aber noch nie. Mir war allerdings klar, dass es viel zu gucken, zu lesen und zu entdecken geben würde. Denn Zorra veröffentlicht zwei Rezepte pro Woche und das seit 2004!

Tatsächlich war die Auswahl überwältigend. Da Zorras Kochtopf keine Rubriken hat, sondern nur Jahresübersichten, bin ich systematisch vorgegangen. Ich habe Jahr für Jahr „studiert“, ausgewählt und wieder verworfen. Dabei sind mir viele Brotrezepte aufgefallen. Kein Wunder, denn Brotbacken ist Zorras größte Leidenschaft, wie sie selber schreibt.

Von den vielen interessanten Brotrezepten hätte ich mir wohl eines ausgesucht. Da mein Gasbackofen aber nur Unterhitze hat und bekommen meine Backwaren deshalb fast immer schwarze Füße, musste ich darauf erst mal verzichten.

Schließlich habe ich mich für Ihre geröstete Karottensuppe entschieden. Erstens, weil ich Suppe immer gerne esse. Zweitens, weil eine warme Karottensuppe perfekt zu einem kalten Märztag passt. Und drittens, weil mich die Art der Zubereitung gereizt hat. Bei mir kommt das Gemüse nämlich in den Topf, wird gekocht, püriert, gewürzt und fertig. Zorra röstet die Karotten mit Zwiebeln, Knoblauch und Olivenöl im Airfryer. Das hat mich neugierig gemacht und wollte es deshalb unbedingt ausprobieren. Weil ich aber keinen Airfryer habe, habe ich das Gemüse im Ofen geröstet.

Durch diesen Garvorgang entwickeln die Karotten ihre volle Süße. So entsteht ein vollmundiges Aroma, das in dieser Intensität beim Kochen sonst nicht entsteht. Für die Suppe nimmt Zorra zusätzlich 1/4 Teelöffel Zucker. Darauf habe ich verzichtet, weil die Karottensuppe für meinen Geschmack so süß genug ist.

Dennoch hat es mich erstaunt, dass das Glukose-Fruktose-Verhältnis beinahe 1 : 1 ist. Dadurch, dass die Karotten ihre volle Süße entwickeln können, habe ich damit gerechnet, dass das Verhältnis von Glukose zu Fruktose weitaus ungünstiger ist. Da dem aber nicht so ist, kann ich diese Suppe Menschen mit einer Fruktosemalabsorption wärmsten ans Herz legen.

Die besondere Entdeckung bei Zorras Rezept aber ist Ras-el-Hanout. Wie oben schon beschrieben, steckt diese Gewürzmischung voll vielfältiger Aromen. Damit werde ich sicher noch weitere Rezepte ausprobieren. Und, wen wunderts, auch zu den glasierten Karotten mit Honig passt dieses Gewürz hervorragend.

Quellen

Bildnachweis

Tajine im Rauch: Bild von 2427999 auf Pixabay

Inga Landwehr
Inga Landwehr

kocht und backt seit 40 Jahren vegetarisch und vegan. Ihre besten Kochrezepte mit frischen Bio- und meistens regionalen Zutaten schreibt sie hier auf. Dabei achtet die zertifizierte Ernährungsberaterin auf gesunde Nahrung. Der Schwerpunkt liegt bei Nahrungsmittelintoleranzen und der Anti-Krebs-Ernährung. Außerdem hat sie ein Faible für schöne Kochbücher und kulinarische Belletristik. Unterstütze mich!

5 Kommentare

  1. Oh, dein Tagtraum bringt mich gleich nach Marokko. Freut mich, dass dir die Suppe auch schmeckt. Betreffend Suche im Blog. Es gibt auch Tags, da kann man nach Thema suchen.

  2. 5 Sterne
    Die Suppe schmeckt einfach hervorragend! Vielen Dank für dieses tolle Rezept!

    Deine Website ist wirklich klasse, weiter so!

    liebe Grüße

    • Hallo Dennis,

      danke für die tolle Bewertung und dein Lob. Kannst dich drauf verlassen, dass es so weiter gehen wird 🙂

      Herzlichst,
      Inga

  3. 5 Sterne
    Wow, das klingt mega lecker. Die kann ich mir gut vorstellen bei regnerischen Herbsttagen, wenn es draußen wieder kühler wird.
    Werde ich mir merken und dann nachkochen 😉
    Vielen Dank für das Rezept und die gute Auflistung.

    • 5 Sterne
      Hallo Benjamin,

      schön, dass dir das Rezept gefällt. Über deinen Kommentar hätte ich mich wirklich gefreut, wenn du mich mit Namen angesprochen hättest. Meine Eltern haben sich nämlich viel Gedanken gemacht als sie den ausgesucht haben.

      Herzlichst,
      Inga

Kommentare sind geschlossen.