Guayusa Tee, ein neues Wunderkraut?

Kürzlich habe ich auf facebook einen weitergeleiteten Post 1 gesehen, der die Vorzüge von Guayusa Tee anpreist. Dort heißt es unter anderem, dass die im Amazonasgebiet lebenden Indianer Guayusa gegen Müdigkeit und zur Steigerung ihrer Konzentrationsfähigkeit nutzen würden. Das las sich so vielversprechend, dass ich mir das genauer anschaute.

Facebook-Post über Guayusa Tee

Alle Jahre wieder … Da wird auf der anderen Seite des Erdballs ein Kraut entdeckt, dem tolle Eigenschaften zugeschrieben werden und schon konsumieren es alle. Dabei will ich gar nicht infrage stellen, dass die Inhaltstoffe einen Wert für die Gesundheit haben.

Mich stört allerdings, dass hier ein Verkaufstext für die tolle Pflanze gepostet wird. Der Verkäufer wird den Teufel tun und Nachteiliges darüber zu schreiben.

Des Weiteren stört mich, dass hier der ökologische Fingerabdruck aufs Neue zu kurz kommt. Mag sein, dass das Kraut unter umweltschonenden Bedingungen, evtl. sogar fair geerntet wird. Aber was ist mit den Emissionen, die durch den Transport entstehen? Werden evtl. sogar Straßen angelegt, um den Guayusa Tee vom Erntegebiet abtransportieren zu können? Wir wissen es nicht.

Guayusa Tee Inhaltsstoffe1 genau betrachtet

Koffeingehalt 2, 3

Der Koffeingehalt wird hervorgehoben, um den Konsum von Kaffee reduzieren zu können. Tatsächlich enthält Ilex Guayusa bis zu 7,9% Koffein. Das ist ein Vielfaches mehr als in Kaffee! Kaffee enthält 1,2 – 2,2 Prozent.3 Zu viel Koffein beschleunigt den Puls, kann zu Herzrasen, Schlaflosigkeit führen. Auch ein Kreislaufkollaps kann die Folge sein.

Theobromin

Theobromin wirkt ähnlich, wie Koffein, nur verzögert.

Aminosäuren und Antioxidantien 2

Gemäß Wikipedia hat das deutsche Unternehmen GUYA Ilex Guayusa analysiert und festgestellt, dass in der Pflanze alle essenziellen Aminosäuren sowie ein hoher Anteil an Antioxidantien enthalten sind. Hört sich echt toll an. Wäre da nicht der Umstand, dass die Firma Guya mit Sitz in Berlin, den Guayusa Tee selber vertreibt. Für mich sieht eine unabhängige und damit objektive Analyse anders aus.

Guayusa Tee dampft in der Tasse

L-Theanin 2, 4

Auch davon soll Guayusa Tee etwas enthalten und damit die Gedächtnisleistung erhöhen. Denn L-Theanin passiert die Hirnblutschranke. L-Theanin ist aber auch in grünem Tee enthalten. Und zwar reichlich.

Theophyllin 2, 5

Chemische Analysen haben gezeigt, Theophillyn in der Natur immer zusammen Koffein und Theobromin vorkommt. Dieser Wirkstoff hilft bei Bronchialasthma. Allerdings sind die Mengen, die natürlich z. B. in Kaffee, Kakao oder Matetee vorkommen, so gering, dass sie für „die Gewinnung von Theophyllin als Reinsubstanz keine wirtschaftliche Bedeutung“ haben.

Vitamine und Mineralien 2

Vitamine und Mineralien sind ebenfalls im Guayusa Tee enthalten. Bei den Vitaminen sollen es die Vitamin C und D sein und bei den Mineralien wurden Potassium (besser bekannt unter dem Namen Kalium), Zink, Kalzium, Magnesium und Chromium nachgewiesen. Schön und gut. Aber in welchen Mengenanteilen? Dazu habe ich keine Angabe gefunden. Wenn es also darum geht, dann esse ich Gemüse. Und am liebsten Brokkoli. Denn alle genannten Vitamine und Mineralstoffe sind auch im Brokkoli enthalten. Von dem weiß ich, dass er in jedem Fall gesund ist und lecker zubereitet werden kann.

Wenn es aber um Vitamin D geht, da lege ich mich in den Monaten von Mai bis Oktober während der Mittagszeit ein paar Minuten in die Sonne. Und im Winter esse ich Hering. Damit bekomme ich sicher mehr Vitamin D, als wenn ich diesen Tee trinken würde.

Fazit

Es mag sein, dass ich mich in meiner Beurteilung irre. Die Quellenlage mit Analysedaten war zu spärlich, bzw. nicht objektiv, um Guayusa Tee genau beurteilen zu können. Dennoch bin ich skeptisch, wenn ein Produkt gehypt wird. Oftmals nützt es nur einem. Und das ist der Importeur.

Eine gute Gesundheit wünscht
Inga,
die Jahreszeitenköchin

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Quellen

Bildnachweis

Dampfende Teetasse: Pixabay

Inga Landwehr
Inga Landwehr

kocht und backt seit 40 Jahren vegetarisch und vegan. Die Zutaten sind immer frisch, meistens bio und oft regional. Ihre besten Kochrezepte schreibt sie hier auf. Dabei achtet die zertifizierte Ernährungsberaterin auf gesunde Nahrung. Außerdem hat sie ein Faible für schöne Kochbücher und kulinarische Belletristik. Unterstütze mich!

6 Kommentare

  1. Hallo Inga, der besagte Facebookpost stammt von mir und ich möchte natürlich gerne deinem Blogbeitrag antworten.
    Ihabe 3 Jahre in Ecuador gelebt und den Tee durch die Einheimischen kennengelernt. Die indigene Bevölkerung dort wurde erst vor weniger als 100 Jahren sesshaft gemacht und muss nun sehen, wie sie in der heutigen Welt „über die Runden kommt“. Daher hatte ich vor 2 Jahren die Idee den dort in kleinen Dörfern lebenden Menschen zu helfen, indem ich Guayusa Tee von ihnen kaufe. Die Straßen sind bereits vorhanden und wenn sie nicht solch eine nachhaltige Einkommensquelle haben, werden sie vor Ort als Mienenarbeiter Geld verdienen. Es hätte mich gefreut, wenn du mich direkt angeschrieben hättest, um deine Recherche zu vertiefen. So hast du nun einen Arikel formuliert, der mit in die Luft gestellten Fragen den Menschen im Amazonas Regenwald wirklich nicht hilft! Nachhaltigkeit beginnt bei einem selbst. Ich widerum frage mich, wie nachhaltig du lebst? Hast du dir z.B. ein Fairphone statt ein unfair produziertes Smartphon gekauft? Kaufst du Lebensmittel in Plastikverpackungen? Oder legst du alle Strecken in deinem Leben zu Fuß oder mit dem Rad zurück?
    In der Hoffung bei dir ein wenig etwas bewegt zu haben, in Bezug auf „the big picture“!
    Herzliche Grüße,
    Svenja Beilfuß

  2. Liebe Svenja,

    ich freue mich über deine Reaktion.

    Zunächst möchte ich ein Missverständnis aufklären. Mir geht es überhaupt nicht darum der indigenen Bevölkerung eine Einnahmequelle streitg zu machen. Auch ist mir die Situation dieser Bevölkerungsgruppe bewusst. Da agieren einmal wieder globale Interessen gegen die der Einheimischen. Alles im Namen des Fortschritts, versteht sich.

    In meinem Beitrag ging es mir nur darum, dass die Vorzüge eines Produktes übertont werden. Die hervorgehobenen Inhaltsstoffe (außer Koffein) finde ich auch in heimischen Produkten. Wenn ich mich ausgewogene ernähre und danach lebe, brauche ich keinen Kräutertee, der von weit her geholt werden muss.
    Tatsächlich geht es mir darum, genau hinzuschauen, was ich zu mir nehme und bei Produktversprechungen kritisch hinzuschauen Diese Haltung habe ich auch gegenüber Nahrungsergänzungmitteln, die oftmals in einem unvernünftigen Maß eingenommen werden. Ebenfalls im guten Glauben.

    Nachhaltigkeit und „big picture“? Das rennst du bei mir offene Türen ein.
    Ich lege alle Wege mit Schröder, wie ich mein altes Fahrrad nenne, zurück. Bei Wind und Wetter und in jeder Jahreszeit. Und derzeit sogar mit einem Tretlagerschaden.

    Ein Smartphone habe ich. Das brauchte ich für eine Fortbildung. Es ist alt und gebraucht, weil mir für ein Fairphone das Geld fehlte. (Alles andere als ein Fairphone kommt sowieos nicht infrage!)

    Die Wolle für meine Häkelarbeiten besteht immer zu 100% aus einer Naturfaser, weil ich nicht will, dass beim Waschen Mikropartikel ins Abwasser gelangen.

    Und so setzt es sich in meinem Leben fort. Würdest du auf die Suche gehen, würdest weniger vorbildliches Verhalten finden. Ganz sicher. Doch dafür muss ich mich weder rechtfertigen, noch entschuldigen. Ich tue weitaus mehr als die meisten Menschen – hätte ich sonst einen Preis für mein Tomaten-Wildpflaumen-Chutney bei einem Biowettberb gewonnen?

    Ich lade dich ein, die Artikel in meinem Blog zu lesen. Dann wird dir auffallen, dass wir mehr gemeinsam haben als du bei der Formulierung deiner Antwort wohl angenommen hast.

    Ach ja, wenn du detailliertere Analysen hast, schreibe ich gerne ein Update zu diesem Beitrag.

    Herzlichst
    Inga

  3. Hallo Inga, toll dass du so nachhaltig lebtst. Trotzdem frage ich mich, warum du denkst, dass ein kleines Unternehmen, dass sich gerade erst gegründet hat um ein neues Produkt auf den Markt zu bringen als einziges profitieren sollte? Dein Fazit, dass nur der Importeur profitiert, finde ich nicht logisch und auch ungerecht diesen kleinen Firmen gegenüber. Kleine Startups haben es generell schwer überhaupt mal schwarze Zahlen zu schreiben. Wenn nun eine große Firma hinter dem Guayusa-Import stecken würde, könnte man deine Schlussfolgerung verstehen. Aber das ist nicht der Fall. Deswegen möchte ich dich bitten deine skeptischen Überlegungen doch etwas zu entkräften. Auch um die indigenen Einwohner Ecuadors nicht um eine Einkommensquelle zu bringen!

    • Liebe Svenja,

      meine Aussage, dass in erster Linie der Importeur profiert, bezog sich allgemein auf neue Produkte, die am Markt gehypt werden. Darüber hinaus erwähne ich dein Unternehmen dort nicht namentlich.
      Wie schon gesagt, geht es mir darum, dass Verbraucher sich ein Produkt genauer anschauen sollten, bevor sie es zu sich nehmen. Allerdings ist mir aufgefallen, dass du den Guayusatee in deinem Shop als „gesundheitsfördernd“ bezeichnest. Ich kann nur hoffen, dass du diese Behauptung belegen kannst.

      Herzlichst
      Inga

  4. Na ja, man kann natürlich alle angebotenen Produkte verreißen und das , ohne sie jemals probiert zu haben.
    Mich spricht eine gute Alternative zu Kaffee jedenfalls an und ich wäre sehr froh, wenn der damit verbundene Koffeinkonsum wirklich ohne die nervös machenden Eigenschaften von Kaffee funktionieren würde. Ich liebe den Koffein-Kick, leide aber schnell unter der nervös und fahrig machenden Wirkung. Was natürlich auch ein starker Faktor am Kaffeekonsum in all seinen Darreichungsformen und Zubereitungen ist, das ist natürlich der unglaubliche Geschmack . Der lässt sich natürlich so nicht ersetzen ( von so gruseligen Sachen wie entkoffeiniertem Kaffee mal abgesehen). Ich denke, ich werde das einmal probieren und versuche anschließend an anderer Stelle, die Erde zu retten 😉.

    • Hallo Udo,

      schade, dass du meinen Beitrag als Verriss wahrgneommen hast.
      Wer Kaffee mag und Koffein braucht, darf gerne Kaffee trinken. In der Gastronomie trinke ich meistens auch Kaffee, weil Tee einfach nicht richtig zubereitet wird. Deshalb bleibe bei Tee; morgens grüner Tee und tagsüber Kräuter-/Gewürztee. Den Koffeinkick brauche ich nicht.

      Herzlichst,
      Inga

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