Tomaten-Wildpflaumen-Chutney

Aus wild gepflückten Mirabellen koche ich jedes Jahre dieses leckere Chutney. Prämiert beim Bio-Rezeptwettbewerb 2015!

Das Rezept für dieses Tomaten-Wildpflaumen-Chutney entstand, nachdem ich vor Jahren zufällig kleine, wild wachsende Pflaumen entdeckt habe. Das war für mich ein echtes Geschenk der Natur und obendrein eine große Freude, die mich wieder einmal inspiriert hat.

Ich finde ja, dass es ein solches Geschenk verdient hat, kreativ und lecker verarbeitet zu werden. Und das mache ich jedes Jahr aufs Neue und sehr gerne. In der Kombination mit saisonalem Gemüse und Früchten wird daraus etwas Einzigartiges, das ich nirgendwo kaufen kann.

Um ein Glas Tomaten-Wildpflaumen-Chutney liegen Knoblauch, rote Zwiebel, Wildpflaumen, Tomaten und Walnüsse

Sammelleidenschaft für Wildpflaumen

Die Tomaten für dieses Chutney gibt es in den Sommermonaten reichlich. Sogar auf meinem Balkon wachsen dafür genug – ansonsten gibt es noch den netten kleinen Ökomarkt in meiner Nachbarschaft. Dort bekomme ich auch alles andere, was ich für dieses Chutney benötige.

Allerdings nehme ich am liebsten die Wildpflaumen, auch Kirschpflaume oder Wilde Mirabelle genannt, die ich selber sammeln kann. Lange Zeit hatte ich eine „geheime“ Sammelstelle in einem öffentlichen Park. Dort stehen mehrere Bäume, die reichlich Früchte tragen. Meistens sind die so reif, dass der Boden rund um den Stamm damit bedeckt ist.

Durch die Wärme sind die oft schon am Gären, wenn ich dorthin fahre, um welche für dieses Chutney oder die Wildpflaumen-Rosinen-Marmelade zu sammeln. Und jedes Mal denke ich, dass das wirklich eine Verschwendung ist. Doch ich kann beim besten Willen nicht alle verarbeiten.

Deshalb ist es ganz gut, dass auch andere Sammler diese Stelle entdeckt haben. Irgendwann bedeutete das für mich aber, dass ich recht früh mit Schröder dorthin radeln musste, um überhaupt genug für ein paar Gläser Chutney zu ergattern. Bisher ist das immer gelungen.

Sollte ich dort aber nicht genug Früchte finden oder die Saison im Juli bzw. Anfang August verpassen, koche ich dieses Tomaten-Wildpflaumen-Chutney stattdessen im September oder Oktober mit Pflaumen oder Zwetschgen. Manchmal finde ich im September noch Mirabellen bei einem Bauern auf dem Markt. Die nehme ich dann auch gerne.

Tomaten-Wildpflaumen-Chutney in einem geöffneten Drahtbügelglas, in dem ein Löffel steckt

Perfekt zu Bratkartoffeln!

Als Begleiter zu Bratkartoffeln ist dieses Chutney der Hit! Seitdem ich das koche, brauche ich keinen Ketchup mehr. Wirklich, es gibt nichts Besseres! Genauso wie Ketchup schmeckt dieses Chutney nach Tomaten, hat aber noch weitere Aromanuancen, die es einfach perfekt machen.

Deshalb ist es auch eine gute Ergänzung für alles Gegrillte, Fisch, Tofu, Reis und andere Kartoffelgerichte. Auch als Topping auf einem Käsebrot oder mit Crackern schmeckt es fantastisch. Ist die Konsistenz fester, kann es durchaus auch als Brotaufstrich gegessen werden.

Ein Bekannter nimmt das sogar als Soßenersatz, wenn er eine Gemüsepfanne mit Tofu kocht. Dafür werden Gemüse und Tofu zuerst scharf angebraten und anschließend mit einem halben Glas Chutney abgelöscht. Anschließend schmort alles so lange, bis das Gemüse gar ist. Evtl. muss dafür noch Wasser zugegeben werden. Das mindert auch die Säure, die der Essig aus diesem Tomaten-Wildpflaumen-Chutney mitbringt.

Zu dieser Gemüsepfanne empfehle ich unbedingt aromatischen Basmatireis. Denn damit wird dieses schmackhafte Gericht richtig lecker.

Zertifikat für das prämiertes Tomaten-Wildpflaumen-Chutney

And the winner is …

Und weil es so lecker schmeckt, lag es auf der Hand, dieses Rezept bei einem Wettbewerb einzureichen. Der Bio-Rezeptwettbewerb 2015 wurde damals vom Ökomarkt Hamburg veranstaltet. Eine hochkarätig besetzte Jury aus Köchen und Biomarktinhabern hat mein Lieblingschutney schließlich mit dem zweiten Platz ausgezeichnet.

Auch wenn das schon einige Jahre her ist, bin ich noch immer megamäßig stolz darauf.

Wie ich darauf gekommen bin, diese Rezept bei einem Wettbewerb einzureichen, beschreibe ich weiter unter in der Rubrik „Hinter dem KulisseWie ich darauf gekommen bin, diese Rezept bei einem Wettbewerb einzureichen, beschreibe ich weiter unter im Abschnitt “Hinter dem Kulissen”.

Rezept: Tomaten-Wildpflaumen-Chutney


  Ein Jahreszeitenrezept von Inga Landwehr
Menge 7 Gläser à 200 ml
Küche indisch
Gericht Chutney
Vorbereitungszeit 30 Minuten
Zubereitungszeit 2 Stunden 30 Minuten
Gesamtzeit 3 Stunden

Zutaten

für 7 Gläser à 200 ml

  • 600 g Tomaten
  • 400 g Wildpflaumen
  • 200 g Rohrzucker
  • 200 ml Weinessig
  • 100 g Walnüsse
  • 2 Äpfel
  • 2 rote Zwiebeln
  • 2 Knoblauchzehen
  • 1 kleines Stück Ingwer (ca. 10 g)
  • 3 TL Fenchelpulver
  • 2 TL Korianderpulver
  • 1/2 TL Chillipulver
  • Öl zum Anbraten

Zubereitung

Vorbereitungszeit: 30 Minuten
Zubereitungszeit: 2 Stunden, 30 Minuten

• Vorbereitung

  • Wildpflaumen entsteinen
  • Tomaten häuten und in kleine Stücke schneiden
  • Walnüsse in einer Pfanne ohne Öl rösten und nach dem Abkühlen grob hacken
  • Äpfel vom Kerngehäuse befreien und in Stücke schneiden
  • Zwiebeln und Knoblauch klein schneiden

• Chutney kochen

  1. Öl in einem großen Topf erhitzen, Zwiebeln und Knoblauch darin anbraten, bis diese glasig sind. Äpfel und Wildpflaumen dazugeben und ebenfalls leicht anbraten. Mit Essig ablöschen und solange kochen, bis die Äpfel weich sind. Anschließend mit dem Pürierstab die Äpfel zerkleinern.
  2. Tomaten und Zucker dazugeben. Wenn die Masse kocht, auf sehr kleiner Flamme weiter köcheln lassen.
  3. In der Zwischenzeit Gläser, Deckel mit kochend heißem Wasser übergießen, um diese keimfrei zu machen. Danach nicht mehr direkt mit den Händen anfassen, sondern eine Zange oder ein Küchentuch benutzen.
  4. Wenn das Chutney spürbar dickflüssiger geworden ist, Walnüsse und Gewürze dazugeben. Gut verrühren, abschmecken und evtl. nachwürzen. Dann auf kleiner Flamme weiter köcheln lassen. Dabei immer umrühren, damit das Chutney nicht anbrennt.
  5. Wenn die Flüssigkeit ganz verkocht ist, eine Löffel-Teller-Probe machen. Dafür etwas Chutney auf einen Teller geben und mit dem Löffelstiel eine Rinne in der Mitte der Masse ziehen. Wenn keine Flüssigkeit nachläuft, ist das Tomaten-Wildpflaumen-Chutney fertig.
  6. Heiß in Gläser füllen und vor dem Verschließen die Luftblasen mit einem Holzstäbchen aus dem Chutney herausdrücken.

Nährwertangaben/Glas

KohlenhydrateEiweißBallaststoffeFett
44,1 g
davon Zucker: 43,3 g
4 g3,1 g11,9 g

Das Glukose-Fruktose-Verhältnis beträgt 0,86 : 1.

Meine Praxis-Tipps

  • Für gewöhnlich sind die Früchte so groß wie Kirschen. Daher kommt auch der Name Kirschpflaume. Dass es trotzdem Pflaumen sind, ist leicht am Kern zu erkennen.
  • Das Entfernen der Steine ist zeitintensiv und mühsam. Am besten gelingt das mit einem Kirschentkerner. Bei weniger reifen oder harten Wildpflaumen bleibt viel Fruchtfleisch am Kern hängen. Um das zu vermeiden, sollte darauf geachtet werden, dass die Früchte reif sind.
  • Beim Herausdrücken der Steine läuft viel Pflaumensaft herunter. Deshalb unbedingt einen Teller unter dem Kirschentkerner stellen. Zeitungspapier als Schutz für den Tisch zu nehmen, kann ich nicht empfehlen. Das ist nach kurzer vollkommen durchweicht.

Gutes Gelingen wünscht
Inga,
die Jahreszeitenköchin

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Hinter den Kulissen

Das Tomaten-Wildpflaumen-Chutney dunkelt mit der Zeit nach. Manchmal bildet sich oben im Glas sogar ein sehr dunkler Streifen. Auf dem Foto stehen zwei Gläser nebeneinander. Das linke Glas enthält frisch gekochtes Chutney, das im rechten Glas wurde im Jahr zuvor gekocht. Es ist um einiges dunkler – das liegt nicht an der Beleuchtung.

Das Nachdunkeln des Chutneys ist auf die enthaltenen Walnüsse zurückzuführen. Das ist auch kein Wunder, denn Walnüsse werden schon seit Jahrhunderten als Färbemittel eingesetzt.

Zwei Gläser Tomaten-Wildpflaumen-Chutney nebeneinander. Das rechte Glas ist dunkler

Zum Färben werden alle Bestandteile des Walnussbaums verwendet. Rinde, Blätter und die Fruchtschalen der Walnuss eignen sich dafür hervorragend. Die Farbpalette, die damit erzeugt werden kann, reicht von Hellgelb bis zu einem tiefen Dunkelbraun.

Wenn es möglich ist, Wolle, Seide, Felle und sogar Haare mit Walnüssen zu färben, dann wird das auch bei einem Chutney passieren. Scheinbar braucht der Färbeprozess nicht einmal Sauerstoff, Licht oder Wärme, denn die Gläser sind luftdicht verschlossen und stehen in einem kalten Keller.

Mein Tipp: Wenn sich das Chutney oben dunkel gefärbt hat, dann kann das problemlos untergerührt werden. Der Geschmack wird dadurch nicht beeinträchtig. Der im Chutney enthaltene Essig sorgt für eine gute Konservierung. Bisher habe ich es noch nie erlebt, dass ein Glas „umgekippt“ ist. Allerdings muss ich zugeben, dass dieses Chutney bei mir auch nicht alt wird.

Der Bio-Rezeptwettbewerb

Für Wettbewerbe interessiere ich mich nicht so sehr, als dass ich danach suchen würde. Wenn mir ein passender Wettbewerb auffällt, dann nehme ich gerne daran teil. Doch da muss schon der Zufall seine Finger mit im Spiel haben.

SSo war das auch mit dem Bio-Rezeptwettbewerb. Und das kam so.

Vor vielen Jahren habe ich mich als Bio-Buddy in Hamburg engagiert. Aufgabe der Bio-Buddys war es, Verbraucher beim Einkauf von Biolebensmitteln zu beraten. Außerdem haben wir darüber aufgeklärt, weshalb Biolebensmittel besser sind als solche aus der konventionellen Landwirtschaft. Um dies zu betonen, lobte der Ökomarkt-Verein Hamburg als Initiator der Bio-Buddy-Initiative einen Rezept-Wettbewerb aus.

Darüber hinaus gab es auch regelmäßige Schulungen zu Produkten, Herstellungsverfahren, aber auch über Fairem Handel. Denn insbesondere Lebensmittel, wie beispielsweise Kakao und Kaffee, die in Drittländern angebaut werden, werden zum Teil unter menschenunwürdigen Bedingungen geerntet.

Menschenunwürdig ist es dann, wenn die Kaffee- und Kakaobauern nicht von den gezahlten Löhnen leben können und wenn Menschenrechte missachtet werden. In einigen Ländern gehört es zum Standard, dass Kindersklaven bei der Kakaoernte eingesetzt werden.

Dieses Wissen hat mich sehr dafür sensibilisiert, nicht nur auf die Qualität, sondern auch auf die Anbaubedingungen zu achten. Wenn dich dieses Thema interessiert, dann schaue unbedingt auf der Seite der Christlichen Initiative Romero vorbei. Dort findest du kostenfreies Infomaterial zum Download.

Die Bio-Buddy-Initiative als solche war zwar gut gemeint, wurde von den Verbraucher*innen aber leider nicht gut angenommen. Nach drei Jahren wurde die Initiative deshalb wieder eingestellt. Eigentlich schade, wenn man bedenkt, wie groß das Thema Klimawandel und Klimaschutz mittlerweile geworden sind.

Kochbücher

Viele weitere Rezepte findest du in diesen Büchern.

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Quellen

Inga Landwehr
Inga Landwehr

kocht und backt seit 40 Jahren vegetarisch und vegan. Ihre besten Kochrezepte mit frischen Bio- und meistens regionalen Zutaten schreibt sie hier auf. Dabei achtet die zertifizierte Ernährungsberaterin auf gesunde Nahrung. Der Schwerpunkt liegt bei Nahrungsmittelintoleranzen und der Anti-Krebs-Ernährung. Außerdem hat sie ein Faible für schöne Kochbücher und kulinarische Belletristik. Unterstütze mich!