Rote-Bete-Strudel mit Joghurtdressing

In Herbst und Winter verlockt die Rote Bete daraus etwas Leckeres zu zaubern. Zusammen mit Feta, Karotten und Walnüssen wird daraus ein Rote-Bete-Strudel, dessen Geschmack manche an andere Genüsse denken lässt …

Mitternacht. Aus dem Saal schallen beschwingte Tanzmusik und fröhliches Gelächter zu ihm hinab. Zeit, die Gäste zu begrüßen. Noch einmal reckt und streckt er die müden Glieder und dehnt den schmerzenden Rücken. Das lange Liegen tut ihm nicht gut. Mit routinierten Handgriffen zieht er den sorgfältig abgebürsteten Smoking an, steckt den goldenen Siegelring an seinen linken Ringfinger und steigt die Treppe hinauf.

Im Saal angekommen, mischt er sich beinahe unauffällig unter die Gäste. Mit einem Glas Champagner in der Hand geht er von Tisch zu Tisch und plaudert mit den Menschen, die in kleinen Gruppen zusammenstehen. Gerade lang genug, um nicht unhöflich zu erscheinen. Und dann sieht er sie. Am Rand der Tanzfläche steht sie in einem fließenden Satinkleid, dass gekonnt ihre Knöchel umspielt. Blutrot wie seine Bauchbinde. Hingerissen von ihrem Anblick, kann er den Blick nicht von ihr abwenden. Ihre makellose weiße Haut zieht ihn magisch an. Himmlisch blaue Augen und ein sinnlich roter Mund scheinen sich nach ihm zu sehnen. Die langen brünetten Locken umspielten ihre nackten Schultern. Eine breite Strähne fällt dabei in das schmucklose Dekolleté und verdeckt eine Seite ihres grazilen Halses. Er kann sich nicht sattsehen. So schön ist sie.

Desinteresse vortäuschend bewegt er sich langsam in ihre Richtung. Schon steht er neben ihr. Erschrocken, weil sie ihn nicht hatte kommen sehen, legt sie die linke Hand auf ihre bebende Brust. Er aber nimmt ihre rechte Hand in seine, verbeugt sich etwas und haucht galant einen Handkuss auf ihren Handrücken. Dabei nimmt er einen zarten Duft von Rosen und Vanille wahr. Wie appetitlich sie doch riecht. Und schon drehen sie sich mit den anderen Paaren auf der Tanzfläche. Doch sie haben nur Augen füreinander. Die Welt um sie herum scheint still zu stehen. Der Abend endet mit dem Versprechen, sich bald wieder zu sehen.

Detailaufnahme von einem Stück Rote-Bete-Strudel mit Joghurtdressing

Ein paar Tage später. Sie hat ihn zum Essen eingeladen. Er ist aufgeregt. Freut sich auf das Wiedersehen. Es dürstet ihn nach ihr. Gewandet in ein langes schwarzes Cape mit rotem Innenfutter fährt er durch den dichten Nebel zu ihrem kleinen Haus. Und dann steht er schon vor der Tür. In der einen Hand eine Flasche tiefroten Burgunderwein und in der anderen einen Strauß Rosen in derselben Farbe. Mit freudiger Erwartung klopft er an die Tür. Sie öffnet mit einem strahlenden Lächeln und bittet ihn ins Haus. Gemütlich ist es drinnen. Warme Farben, dicke Stoffe, bequeme Fauteuils und Kerzen bestimmen das Bild.

Mit einem verlegenen Lächeln entschuldigt sie sich, dass das Essen, das sie zubereitet hat, sicher nicht seinen Ansprüchen genügt. Auf dem Schloss bekäme er wohl viel erlesenere Speisen, mutmaßt sie. Mit einer Handbewegung wischt er ihre Verlegenheit weg. Das ist nicht wichtig. Jetzt ist er bei ihr. Er ist sich sicher, dass sie heute Sein werden würde.

Ob sie ihm an diesem Abend wirklich gehören wird und was das mit dem Rezept für Rote-Bete-Strudel zu tun hat. liest du nach dem Rezept ↓.

Rezept: Rote-Beete-Strudel


  Ein Jahreszeitenrezept von Inga Landwehr
Menge 8 Portionen
Küche deutsch
Gericht Strudel
Besonderes günstig
Vorbereitungszeit 30 Minuten
Zubereitungszeit 1 Stunde 10 Minuten
Teigruhe 30 Minuten
Gesamtzeit 2 Stunden 10 Minuten

Zutaten

für einen Strudel mit 8 – 10 Stück

• für den Teig

  • 200 g Mehl
  • 3 EL Olivenöl
  • 100 ml lauwarmes Wasser
  • 1 Prise Salz

• für die Füllung

  • 350 g Rote Bete
  • 150 g Karotten
  • 150 g Fetakäse
  • 50 g Walnüsse
  • 3 EL Olivenöl
  • 1 TL Kräutersalz
  • 1 TL Ajowan
  • 1 TL Kreuzkümmel
  • 1 Eigelb
  • Schwarzkümmel zum Bestreuen

• für das Dressing

  • 1 Becher Naturjoghurt
  • 1 Knoblauchzehe
  • Kräutersalz
  • Pfeffer

Vorbereitung

Vorbereitungszeit: 30 Minuten

  1. Rote Bete schälen und in Würfel schneiden.
  2. Karotten reiben, Feta in Würfel schneiden und Walnüsse großhacken.
  3. Rote Bete mit Karotten, Käse, Walnüssen und Gewürzen mischen.

Zubereitung

Eine ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung mit Fotos findest du im Strudelteig-Grundrezept.

• Teig

Zubereitungszeit: 10 Minuten
Teigruhe: mindestens 30 Minuten

  1. Aus den Zutaten einen Knetteig herstellen.
  2. Den Teig auf der bemehlten Arbeitsplatte kneten, bis er geschmeidig ist. Den Teig nicht zu lange kneten, weil er sonst beim Ausziehen reißen könnte.
  3. Den Teig zu einer Kugel formen und in eine Schüssel legen. Mit Öl bestreichen und 30 – 60 Minuten ruhen lassen.

• Strudel

Zubereitungszeit: 30 Minuten
Backzeit: 30 Minuten

  1. Ein Leinentuch mit Mehl bestäuben. Die Teigkugel darauf leben und mit den Händen flach drücken. Anschließend sehr dünn ausrollen. Die Form sollte möglichst rechteckig werden. Dickere Stellen am Rand werden mit den Fingern dünner gemacht.
  2. Den Teig mit der Olivenöl bestreichen und mit Kräutersalz bestreuen.
  3. Die Füllung auf dem Teig verteilen.
  4. Die Seiten des Teigs einklappen und mit Hilfe des Leinenhandtuchs aufrollen.
  5. Den Strudel auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen, mit Eigelb bestreichen und Schwarzkümmel darüber streuen.
  6. Bei 200°C 30 Minuten backen.

• Joghurtdressing

Knoblauchzehe reiben, mit Naturjoghurt, Kräutersalz und Pfeffer verrühren und als Dressing zum Gemüsestrudel servieren.

Nährwertangaben/Portion

KohlenhydrateEiweißBallaststoffeFett
18,7 g
davon Zucker: 4,2 g
7 g2,1 g14,1 g

Das Glukose-Fruktose-Verhältnis beträgt 1,08 : 1.

In der Draufsicht ist ein Stück Rote-Bete-Strudel zu sehen, das auf einem Teller mit blaugelbem Rand liegt

Fortsetzung der Geschichte

Sie lädt ihn ein, sich an den Tisch zu setzen. Sie will nur noch den Strudel aus dem Ofen holen, dann können sie speisen. Sein Blick wandert über den Tisch. Am Kopfende des Tisches steht bereits eine Schale mit grünem Salat neben einem vierstrahligen Kandelaber, der alles in ein mildes Licht taucht. Zwischen den Tellern sieht er ein kleines Schälchen mit gewürzten Joghurt, der einen leichten Knoblauchduft verströmt. Das mag er nicht. Schnell stellt er das Schälchen hinter die Salatschale. Inständig hofft er, sie davon überzeugen zu können, ebenfalls nichts davon zu essen.

Mit einer großen Platte, auf der ein Rote-Bete-Strudel liegt, betritt sie den Raum. Am Tisch prosten sie sich zu. Der mitgebrachte Burgunder hat genau die richtige Farbe. Blutrot, wie er es mag. Nachdem sie auf jeden Teller ein Strudelstück gelegt hat, beginnen sie das einfache Mahl. Ein wenig skeptisch beäugt er das, was dort auf seinem Teller liegt. Tatsächlich, er war anderes gewohnt. Doch die dunkelrote Füllung hat es ihm angetan. Vorsichtig probiert er. Es schmeckt erdig und süß, warm und würzig. Genauso wie das Blut junger Frauen.

Ein Stück Rote-Bete-Strudel liegt auf einem Teller mit blaugelbem Rand

In diesem Moment kann er sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so etwas Köstliches zu sich genommen hatte. Im Stillen denkt er darüber nach. Und dann fällt es ihm ein. Es war Jahre her, als er sich am Hals einer jungen Schwarzhaarigen gelabt hatte. Nie hätte er geglaubt, einen so überirdischen Genuss noch einmal kosten zu dürfen. Und das bei einem so schlichten Mahl! Deshalb würde er seine spitzen Zähne nicht ihren Hals beißen. Denn wer in der Lage war, ihm ein solches Entzücken zu bereiten, der musste weiter leben. Leben mit ihm. Leben, um jederzeit wieder ein solch köstlichen Rote-Bete-Strudel für ihn zu bereiten.

Einen überirdischen Genuss wünscht
Inga,
die Jahreszeitenköchin

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Ein Rote-Bete-Strudel liegt auf einem Holzbrett. Ein Stück ist davon abgeschnitten

Hinter den Kulissen

Ob ein Rote-Bete-Strudel für einen Vampir ein adäquater Ersatz ist, weiß ich nicht. Doch vorstellen kann ich es mir sehr gut. Und warum sollte nicht auch ein Vampir Vegetarier werden? Allein schon deshalb, weil dadurch so viele blutjunge Frauen am Leben bleiben.

Die Geschichte, die dir hoffentlich gefallen hat, ist in einer Nacht entstanden, in der mich der Schlaf nicht finden wollte. Während ich mich also von einer Seite auf die andere dreht, dachte ich über einen Begleittext für diesen Rote-Bete-Strudel nach. Das Rezept war nämlich schon lange fertig. Seit vier Jahren, um genau zu sein.

Es wurde also Zeit, dass dieses leckere Rezept einen Platz in der Jahreszeitenküche bekommt. Trotzdem wollte mir kein Begleittext einfallen. Die üblichen beschreibenden Texte wiederholen sich stetig und langweilen mich mittlerweile. (Ja, auch eine Jahreszeitenköchin braucht mal Abwechslung.)

Als ich also darauf wartete, dass Morpheus mir süße Träume schenkt, habe ich mir die Geschichte des lüsternen und unter Kreuzschmerzen leidenden Vampirs erzählt. Am Ende der Geschichte konnte ich ruhig einschlafen. Aufgeschrieben habe ich sie am nächsten Tag.

Abschließend noch eine Anmerkung zur Roten Bete. Die Hauptsaison der dunkelroten Knolle ist im Herbst bis Anfang Dezember. So gesehen hätte ich das Rezept für den Rote-Bete-Strudel besser schon im vergangenen Jahr veröffentlicht. Da es Anfang des Jahres aber immer noch ein reichliches Angebot gibt, erscheint es eben erst jetzt. Und natürlich auch, weil mir einfach kein schöner Begleittext einfallen wollte.

Inga Landwehr
Inga Landwehr

kocht und backt seit 40 Jahren vegetarisch und vegan. Ihre besten Kochrezepte mit frischen Bio- und meistens regionalen Zutaten schreibt sie hier auf. Dabei achtet die zertifizierte Ernährungsberaterin auf gesunde Nahrung. Der Schwerpunkt liegt bei Nahrungsmittelintoleranzen und der Anti-Krebs-Ernährung. Außerdem hat sie ein Faible für schöne Kochbücher und kulinarische Belletristik. Unterstütze mich!

2 Kommentare

  1. 5 Sterne
    Liebe Inga, wie schön, dass das Rezept nebst Geschichte sich gefunden haben. Es wäre ja zu schade gewesen! Ich weiß gar nicht, was ich mehr vermisst hätte, die Geschichte oder das Rezept! Lieben Gruß, Regina

    • Liebe Regina,

      ach, das freut mich ja sehr, dass dir beides gefällt. Doch sei ehrlich, wirst du in Zukunft noch Rote Bete essen können, ohne an den hungrigen Vampir denken zu können?

      Herzlichst, Inga
      (die Jahreszeitenköchin)

Kommentare sind geschlossen.