Der Kaffeedieb von Tom Hillenbrand

Kaffee ist in aller Munde. Doch das war nicht immer so. Ein Abenteuerroman zu den Urspügen des Kaffees. (Werbung)

„Auf-einen-Kaffee-treffen“ ist ein geflügeltes Wort, das jeder kennt. Eine Selbstverständlichkeit war dieses Getränk allerdings nicht immer. Vor mehr als drei Jahrhunderten war der Kaffeestrauch eine sehr kostbare Pflanze. Kein Wunder also, dass eigens ein Kaffeedieb angeheuert wird, um diese zu stehlen. Tom Hillenbrand hat daraus einen amüsanten Abenteuerroman gemacht.

Wir schreiben das Jahr 1683 und treffen Obediah Chalon, ein an Naturwissenschaft interessierter junger Mann, der täglich mehrere Public Houses in London besucht. In jedem trinkt er eine Schale Kaffee, liest seine Post und hört den neuesten Klatsch.

Sein Auftreten ist das eines Gentlemans. Doch die Fassade täuscht. Denn Obediah ist nur ein Kleinkrimineller, der die feine Londoner Gesellschaft mit gefälschten Wechseln betrügt. Trotz aller Perfektion geht das auf Dauer nicht gut. Er flüchtet nach Holland, um dort erneut sein Glück zu versuchen.

Wen wundert’s, dass er auch dort wieder in die Klemme gerät. Daraus wird er in buchstäblich letzter Minute von der VOC, der Vereinigten Ostindischen Compagnie, gerettet. Weil einem im Leben nichts geschenkt wird, unterbreitet die VOC ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann.

So wird aus dem Nachkommen eines enteigneten Landadligen der Kaffeedieb. Und damit beginnt für Obediah Chalon das größte und gefährlichste Abenteuer seines Lebens. Denn er soll Kaffeepflanzen von den Türken stehlen. Ein Verbrechen, für das die Todesstrafe verhängt wird.

Das Dream-Team für einen unmöglichen Raub

Ausgestattet mit unerschöpflichen Geldreserven, stellt er sich ein Team für diesen Coup zusammen. Zunächst einmal braucht er einen Gärtner, der sich während des Transports um die Pflanzen kümmert. Der Bologneser Graf, Botaniker und Türkenkenner Paolo Marsiglio wird diese Aufgabe übernehmen.

Dann benötigt er einen Kapitän, der das Schiff steuert. Denn die Fahrt geht von Amsterdam nach Alexandria. Und von dort aus durch das Rote Meer ins östliche Arabien. Dort befindet sich die gut bewachte Kaffeeplantage des Osmanischen Reiches. Der dänische Freibeuter Knut Jansen wird das Kommando auf den Schiffen führen.

Des Weiteren muss die Ausrüstung in die Levante gebracht werden. Und zwar so, dass die Französen nichts davon mitbekommen. Der hugenottische Tuchhändler Pierre Justel ist dafür der geeignete Mann.

Ein Flair von Extravaganz bringt die portugiesische Caterina Condessa da Glória e Orléans-Braganza mit. Sie ist eine geschickte Trickbetrügerin und virtuose Verkleidungskünstlerin. Ihre Aufgabe wird es sein, die türkischen Sitten zu studieren und die Mitglieder des Raubzugs passend auszustaffieren.

Zu guter Letzt fehlt noch ein Meisterdieb. Und das soll kein Geringerer sein als der Comte de Vermandois. Ausgerechnet dieser ist in einer gut bewachten Festung inhaftiert und zudem der legitime Bastard Louis XIV.

Cover des Buches von Tom Hillenbrands Der Kaffeedieb

Phase 1: Die Generalprobe

Auf einem verlassenen Hof in der Nähe von Limburg richtet sich Obediah mit seinen Freunden ein. Dort wollen sie alle Reisevorbereitungen treffen. Außerdem sollen dort die mechanischen Apparaturen ausprobiert werden, die sie für ihren Beutezug benötigen.

Ganz sicher würden die Reisevorbereitungen problemlos verlaufen. Doch die Spitzel des Sonnenkönigs haben Wind davon bekommen, dass Obediah etwas im Schilde führt. Aus diesem Grund haben sich vier Musketiere seiner Majestät in einer benachbarten Mühle einquartiert. Von dort beobachten sie alles, was auf dem Gehöft vor sich geht. Einen Reim können sie sich darauf allerdings nicht machen.

Als sich die Diebesbande anschickt, zu ihrer nächsten Station aufzubrechen, stellen ihnen die Musketiere eine Falle. Doch damit hatten sie die Rechnung ohne Obediah gemacht. Gemeinsam mit seinen Kumpanen überrumpelt er die Häscher des Königs und zieht unbehelligt seines Weges.

Doch nun heißt es, den Meisterdieb zu befreien. Mithilfe der Condessa gelingt ihnen ein wahrer Schurkenstreich. Wie genau sie das anstellen, soll an dieser Stelle verschwiegen werden. Denn ein wenig Spannung soll all jenen vorbehalten bleiben, die diesen Abenteuerroman selber lesen wollen.

Phase 2: Die Levante

Smyrna ist die nächste Station ihres Abenteuers. Dort sollen sie von David ben Levi Cordovero gefälschte Dokumente erhalten. Gerade Obediah brennt darauf, Cordovero persönlich kennenzulernen. Denn mit ihm hatte er für die Planung seines Unternehmens eine Vielzahl verschlüsselter Briefe ausgetauscht.

Aber daraus wird erst einmal nichts. Ein Bote überbringt zwar die versprochenen Papiere, doch Cordovero zieht es vor, unerkannt zu bleiben. Obediah gibt sich damit nicht zufrieden. Deshalb macht er sich im Judenviertel von Smyrna auf die Suche. Schließlich bekommt er die Adresse eines verlassen wirkenden Hauses.

Des Nachts und mithilfe von Vermandois steigen sie dort ein. Gerade noch rechtzeitig, denn Cordovero ist bereits den Häschern des französischen Königs in die Hände gefallen. Diese werden von keinem anderen angeführt als von Gatien de Polignac, den Anführer der Musketiere, dienen ihnen in Limburg aufgelauert hatten.

Nach einem nervenaufreibenden Duell fliehen sie mit Cordovero. Alles scheint aus zu sein angesichts der Janitscharen, die den Hafen bevölkern. Eine Chance, ihr Schiff lebend zu erreichen, haben sie nicht. Einem Erdbeben ist es zu verdanken, dass ihre Flucht aus Smyrna dennoch glückt.

Nachdem sie noch einmal davon gekommen sind, wartet eine weitere Überraschung auf sie: Der vermeintliche Cordovero entpuppt sich als Tochter des verstorbenen David ben Levi. Hanah ist eine ebenso intelligente wie eigenwillige junge Frau, die es gewohnt ist, ihren Verstand zu gebrauchen.

Und damit bekommt „Der Kaffeedieb“ eine romantische Wendung. Denn Obediah war bisher wenig anfällig für die Reize des weiblichen Geschlechts. In Hanah aber findet er großen Gefallen und ist gleichermaßen fasziniert von ihr.

Das Buch Der Kaffeedieb von Tom Hillenbrand ist mit Kaffeebohnen bestreut und liegt auf einem dunkelrotem Tuch. Daneben steht ein türkischer Kaffeebereiter

Phase 3: Der Kaffeedieb in Aktion

Nach ihrer Ankunft in Suez nehmen sie die Kisten an Bord, um deren Transport sich Justel gekümmert hatte. Damit ausgestattet geht die Reise im Roten Meer weiter. In Mocha gehen sie an Land. Die Kisten mit den erprobten Apparaturen aber bleiben an Bord, um sie vor den Hafeninspektoren zu verbergen.

Zu den ausgefeilten Gerätschaften, die sie an Bord haben, gehört auch ein Unterseeboot, dass mit Ruderkraft betrieben wird. Mit diesem schmuggeln sie die Kisten an Land, um sie auf Kamele zu verladen. Denn nun zieht die Bande als Karawane getarnt zu jenem Hochplateau, auf dem die Kaffeebüsche wachsen.

Da diejenigen, die in Smyrna hinter ihnen her waren, die Spur verloren hatten, klappte der Raub planmäßig. Mit viel Rauch, Donner und illuminierten Illusionen stehlen sie ein gutes Dutzend der begehrten Pflanzen. Nachdem diese an Bord gebracht wurden, treten sie die Rückreise an.

Phase 4: Auf dem Weg zur Belohnung

Ihre weitere Reise verläuft ohne Probleme. Fortuna war bisher immer an ihrer Seite. Das Glück würde sie auf den letzten Meilen sicher nicht verlassen. Schließlich wartete in Amsterdam die wohl verdiente Belohnung.

Doch die Spione des Königs verfügen über ein reibungsloses Netzwerk. Und sie lauern überall und wissen genau, wo sich die Diebe gerade befinden.

Bei Dünkirchen werden Obediah und seine Freunde von Piraten aufgebracht.

Die Kaffeepflanzen aber nehmen dabei keinen Schaden.

Dass es trotz allem ein Happy End gibt, ist der virtuosen Geschicklichkeit Obediahs zu verdanken. Oder der Fantasie Tom Hillenbrands.

Kaffeebohnen liegen im Vordergrund. Im Hintergrund ist unscharf Der Kaffeedieb zu erkennen.

Mein Fazit über „Der Kaffeedieb“

Der Einstieg in die Geschichte gefiel mir gut. Insbesondere die schillernde Figur Obediah Chalons hatte es mir angetan. Ich konnte mich sehr gut in diesen Charakter hineinversetzen. So war es leicht nachvollziehbar, warum sich dieser Mann auf einen derartigen Kuhhandel einließ.

Der zweite Teil beginnt mit einem Brief, der die verschrobene Sprache des 17. Jahrhunderts imitieren sollte. Das ist zwar authentisch, gefiel mir aber nicht besonders. Auch für die weiteren Briefe, die diesen Roman anreichern, konnte ich mich nicht erwärmen. Denn diese Briefe fand ich in ihrer sprachlichen Ausgestaltung zu schwierig, weil ich gerne vor dem Einschlafen lese. War ich zu müde, erfasste ich gerade einmal die Hälfte davon.

Insgesamt gesehen hatte ich großen Spaß an diesem Roman. Der fantasiereiche Plot erscheint mir absolut unwahrscheinlich. Für mich ist es kaum vorstellbar, dass sich so viele schillernde Figuren versammeln, um ein derart haarsträubendes Abenteurer zu erleben. Doch genau darin lag für mich das Vergnügen: Eintauchen in eine imaginäre Geschichte und den Alltag dabei vergessen.

So wie ich Tom Hillenbrand bisher kennengelernt habe, wird zumindest ein Fünkchen Wahrheit in der Erzählung zu finden sein. Um mir die Illusion zu erhalten, habe ich darauf verzichtet, die Tatsachen zu recherchieren. Ich kann deshalb nicht sagen, ob es dieses Unterseeboot gegeben hat. Oder ob die Kaffeepflanzen gestohlen wurden, um sie in anderen Ländern anzubauen.

Richtig erscheint mir indes der historische Kontext. Ich glaube auch, dass der Sonnenkönig einen oder mehrere legitime Bastarde hatte. Dass aber einer von denen ein Meisterdieb gewesen sein soll, gehört meines Erachtens in den Bereich der Fantasie.

Wer wieder einmal abtauchen möchte, dem empfehle ich „Der Kaffeedieb“ uneingeschränkt!

Vergnügliche Unterhaltung wünscht
Inga,
die Jahreszeitenköchin

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Verlagsangaben

Der Kaffeedieb von Tom Hillenbrand, Buchcover
Der Kaffeedieb
Bild von KiWi

Tom Hillenbrand: Der Kaffeedieb

Ein historischer Abenteuerroman

KiWi
480 Seiten
ISBN: 978-3-462-05063-9
erschienen am 9. November 2017

Bildnachweis

Fotos: Inga Landwehr/Jahreszeitenkueche.de
Buchcover: Kiepenheuer & Witsch

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